Rosmarin

Diese alte Kulturpflanze war bereits bei den Griechen der Göttin Aphrodite geweiht. Und begleitete die Menschen von der Geburt über die Hochzeit bis in den Tod.

Der Name Rosmarin stammt vom lateinischen 'ros marinus' ab und bedeutet übersetzt: 'Tau (ros) des Meeres (marinus)', also 'Meertau'. Der Name rührt wahrscheinlich vom häufigen Vorkommen an den Mittelmeerküsten. Eine andere Deutung geht auf die griechische Bezeichnung 'rhops myrinos' (balsamischer Strauch) zurück, weil er aufgrund der ätherischen Öle auch als Weihrauch-Ersatz verwendet wurde. Sein Name könnte sich aber auch von der keltischen ‘Rosmerta’ herleiten, die als weiblicher Hermes galt.
Von Hermes leitet sich übrigens auch der Begriff ‘Hormon’ ab, da Hermes in der Götterwelt eine ähnliche Funktion erfüllte wie die Hormone im Körper: beide sind ‘Boten’ oder ‘Antreiber’. Rosmarin gehört zur Familie der Lippenblütler.

VOLKSTÜMLICH:
Antonkraut, Brautkleid, -kraut, Hochzeitsbleaml, Kid, Kranzenkraut, Meertau, Reslmarie, Rosmarein, Rosmarie, Weihrauchkraut.

AUSSEHEN:
Die linearischen, dunkelgrünen harten Blätter sind immergrün und wachsen buschig direkt an den Zweigen. Die Pflanzen werden bis ca. 200 cm hoch und duften stark balsamisch, ähnlich dem Kampfer, daher der Name ‘Weihrauchkraut'. Die weißen bis hellblauen Blüten erscheinen scheinquirlständig in der Zeit zwischen Juli und August.

VERBREITUNG:
Die Pflanze ist in Mittelmeergegenden wild beheimatet, vornehmlich an den Küsten von Portugal bis Kleinasien, wird aber auch in anderen Regionen als Zier- und Gewürzpflanze kultiviert.

VORKOMMEN:
Rosmarin bevorzugt einen sonnigen, steinigen Standort oder Trockenheiden und feuchte aber bewegte Luft.

ABBRUCH:
Rosmarin gilt als Frauenpflanze und ist daher oft Bestandteil von so genannten ‚Frauentees’. Rosmarin, der eine von Pfarrer Kneipps Lieblingspflanzen gewesen sein soll, ist nicht nur ein allgemeines Tonikum, sondern auch ein Frauentonikum, da es die Eierstöcke anregt. Rosmarinus wird in erster Linie als Periodenmittel eingesetzt, doch ist er auch bei anderen Frauenleiden, insbesondere Dysmenorrhöe und Fluor albus, indiziert. Deshalb wird oftmals darauf hingewiesen, dass diese stark durchblutungsfördernde Wirkung der Pflanze zum Abort oder zur Frühgeburt führen kann. Auch bei klimakteriellen Beschwerden mit stark ausgeprägten nervösen Erscheinungen kann er verabreicht werden.

GESCHICHTE:
Rosmarin ist eine alte Kulturpflanze, die bei den Griechen der Göttin Aphrodite geweiht war und bei vielen Ritualen genutzt wurde. Er diente sowohl Menschen wie Göttern als Schmuck, wie Horaz und Ovid berichten. Dioskurides (ca. 50 v. Chr.) hat ihm eine erwärmende Kraft zugeschrieben. Bei den alten Ägyptern wurde er im Totenkult verwendet.
In unsere Regionen kam er wahrscheinlich durch die Römer und wurde erstmals 820 n. Chr. im Bauplan für das Kloster St. Gallen schriftlich erwähnt, ebenso im 'Capitulare de villis' von Karl dem Großen (812 n. Chr.) und im 16. Jahrhundert als Zier- und Heilpflanze vor allem als Stärkungs- und Anregungsmittel beschrieben.
Berühmt geworden ist er durch Königin Isabella von Ungarn (16. Jhd.), die als 72-Jährige von einem Einsiedler ein Kräuterwässerchen mit Rosmarin erhielt, und dadurch so verjüngt wurde, dass sie den polnischen König verzaubert habe. Das nach ihr benannte 'Aqua Reginae Hungariae' war das erste destillierte Parfum.

INHALTSSTOFFE:
Rosmarin enthält ätherische Öle, darunter Terpene wie Cineol, Borneol, Kampfer, und Terpineol, die vor allem für die abtreibende Wirkung verantwortlich sind, sowie 8% Gerbstoff wie Rosmarinsäure, weiters Flavonoide, Glycolsäure, Bitterstoffe, Saponine und Harz.

WIRKUNG:
Verdauungsanregend, desinfizierend, menstruationsfördernd, kreislaufstärkend, durchblutungsfördernd, schmerzstillend, magenstärkend, tonisierend, gallentreibend, antiseptisch, harntreibend.

ANWENDUNGEN:
Oberbauchkolliken, zur Unterstützung bei Muskel- und Gelenkrheumatismus, Gicht, Kreislaufbeschwerden, niedriger Blutdruck, Durchfall, Atembeschwerden, Migräne, Nervenentzündung, Hautausschläge, Ischias

 

 

Anmerkung:

Im Volksglauben hat Rosmarin immer eine starke Bedeutung gehabt. Er begleitete den Menschen von der Geburt an über die Hochzeit bis zum Tod, denn an diesen Punkten des Lebens galten böse Geister als besonders gefährlich und einflussreich und sollten durch Rosmarin abgewehrt werden.

 

Kam eine Frau in das gebärfähige Alter, so bekam der Rosmarin als Fruchtbarkeitssymbol seine Bedeutung. So wurden die jungen Mädchen beim Kathreintanz (25. November) von einem festlich gekleideten Tänzer mit einer 'Lebensrute' aus Rosmarin gepeitscht. Stellte man einen Rosmarinstock auf das Fensterbrett, so sollte der Freier bald erscheinen. Rosmarinwein galt auch als Potenzmittel. Bei der Hochzeit hatte die Braut einen Rosmarinkranz im Haar und der Bräutigam trug ein Rosmarinsträußchen. Fiel das Sträußchen herunter, so bedeutete das Unglück in der Ehe. Ein Zweiglein in die Wiege gelegt half, den bösen Blick abzuwehren. Bei der Taufe hielt der Pate ein Rosmarinzweiglein in der Hand.

 

Auch im Totenkult traf man den Rosmarin. Er wurde in den Sarg gelegt. Dieser Brauch war bereits in England zu Shakespeares Zeiten bekannt. Shakespeare lässt Lorenzo dem Romeo zurufen, als dieser die vermeintliche Leiche von Julia entdeckt: "Hemmet eure Tränen, streuet Rosmarin auf diese schöne Leich". Als weiterer Brauch wurde Rosmarin von den Trauernden bei der Beerdigung in der Hand getragen. Weit verbreitet war auch die Überzeugung, dass ein Todesfall im Hause folgt, wenn ein Rosmarinstock verdorrt. In ländlichen Gegenden wurde mit Rosmarin abgetrieben.

Quelle: http://www.kloster-hirsau.de/pdf/garten.pdf

 

 

Rosmarien aus 'Des Knaben Wunderhorn':

Es wollt die Jungfrau früh aufstehn,

Wollt in des Vaters Garten gehn,

Roth Röslein wollt sie brechen ab,

Davon wollt sie sich machen,

Ein Kränzelein wohl schön.

 

Es sollt ihr Hochzeitskränzlein seyn:

Dem feinen Knab, dem Knaben mein,

Ihr Röslein roth, ich brech euch ab,

Davon will ich mir winden,

Ein Kränzelein so schön.

 

Sie gieng im Grünen her und hin,

Statt Röslein fand sie Rosmarien:

So bist du, mein Getreuer hin!

Kein Röslein ist zu finden,

Kein Kränzelein so schön.

 

Sie gieng im Garten her und hin,

Statt Röslein brach sie Rosmarien:

Das nimm du, mein Getreuer, hin!

Lieg bei dir unter Linden,

Mein Todtenkränzlein schön.