Hormonelle Verhütungsmittel

Wenige Erfindungen haben das Leben der Frauen so wesentlich beeinflusst wie die Entwicklung der ‚Antibabypille’. Zu verdanken ist sie einer seltsamen Konstellation: der siebzigjährigen amerikanischen Pionierin für Geburtenkontrolle Margaret Sanger, 2 Millionen Dollar ihrer ebenfalls betagten Freundin Katharine McCormick, dem extrem kirchentreuem Gynäkologe John Rock von der Harvard Medical School mit seinen Mitarbeitern Gregory Pincus und Abraham Stone. Und wie alle großen Erfindungen fußte sie auf Geistesblitzen und wissenschaftlichen Glücksfällen vieler Forscher davor.

Gregory Pincus’ Ziel war es, natürliche Körpervorgänge nachzuahmen: Er wollte den Mechanismus imitieren, mit dem der Eisprung unterdrückt werden kann. 1956 beginnen erste klinische Tests; 1957 wird die Pille ‚Enovid’ in den USA zugelassen. 1961 kommt die Pille auf den deutschsprachigen Markt.

In den ersten Jahren wird sie jedoch nur an verheiratete Frauen mit mehreren Kindern abgegeben. Geschlechtsverkehr vor der Ehe ist tabuisiert, braucht also auch kein Verhütungsmittel. Darüber hinaus stößt die Pille auch bei manchen Männern auf Ablehnung, weil sie die Frau in Bezug auf Verhütung selbständig macht. Heute ist sie das meistverwendete Präparat mit weltweit schätzungsweise 60 bis 80 Millionen regelmäßigen Pillenanwenderinnen.

Hormonelle Verhütungsmittel kommen inzwischen nicht nur in Pillenform auf den Markt. Es gibt sie auch als Depotspritzen, Pflaster, Vaginalring und Stäbchen zum Einpflanzen unter die Haut des Oberarmes.