Eine Frauensache

Alltagsleben und Geburtenpolitik 1919 - 1933
Kinder oder keine, große Familie oder kleine? - Das waren Fragen, die Frauen seit der Jahrhundertwende mehr und mehr beschäftigten. Auch die Arbeiterfrauen strebten zunehmend danach, ihre Kinderzahl klein zu halten. In ihrem Alltag gewann die Geburtenkontrolle eine besondere Bedeutung: Sie wussten, dass sich die wirtschaftliche und soziale Situation der Familie mit jedem weiteren Kind verschlechterte, die Zukunftschancen des einzelnen Kindes sich verringerten, der Umfang ihrer Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit zunahm und ihre Gesundheit durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zusätzlich belastet wurde. Die meisten versuchten deshalb, Empfängnisverhütung zu betreiben, doch ihr Wissen darüber und ihre Möglichkeiten dazu waren außerordentlich begrenzt. Im Falle einer ungewollten Schwangerschaft war ihr letzter Ausweg aus der Not die Abtreibung. Nach zeitgenössischen Schätzungen wurden Ende der zwanziger Jahre bis zu einer Million Abtreibungen jährlich vorgenommen, davon mehr als 80% illegal. Sinkende Geburtenziffern und steigende Abtreibungszahlen beschäftigten in der Weimarer Republik intensiv die Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt der heftigen geburtenpolitischen Debatte stand der § 218, dessen Für und Wider zu einem Dauerthema in Parlament und Presse wurde. Mit dem Ziel der Aufhebung bzw. Reform des Paragraphen entstand Anfang der dreißiger Jahre eine Massenbewegung, deren Breite bis heute nicht wieder erreicht wurde.
Inventarnummer
b2118
Autoren
Karen Hagemann
Datum
1990
Themen
Abbruch
Sprache
Deutsch
Kategorie
Bücher
Verlag
Centaurus-Verlagsgesellschaft