Jänner 2004
Liebe FreundInnen unseres Museumsprojektes,
„Den Schmuck der Großmutter hebt man auf - ihr Diaphragma will man hingegen möglichst nicht einmal anfassen, wenn man es wegwirft“, faßt unser Initiator, der Gynäkologe Dr. Christian Fiala, die betrübliche Erfahrung zusammen, dass sich so wenige Utensilien und Hilfsmittel zu Verhütung und Schwangerschaftsabbruch vergangener Generationen erhalten haben. Das meiste galt als wertlos – oder gefährlich – und wurde entsprechend schleunigst entsorgt.
Dennoch hat sich bei uns schon einiges Sehenswertes gesammelt und dank Ausleihzusagen befreundeter Medizinmuseen werden wir voraussichtlich Ende April/Anfang Mai eröffnen. Über die Baufortschritte werden wir Sie laufend informieren. Dennoch: Hören Sie bitte nicht auf für uns zu sammeln, wenn Ihnen ein interessantes Stück unterkommt.
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Geradezu atemlos berichtete die Frauenzeitung Constanze zu Beginn der Sechzigerjahre unter dem Titel ‚Schwangerschaftsverhütung durch Tabletten!’ über das ‚heiße Eisen’ hormonelle Kontrazeption. Einem prominenten Wiener Gynäkologen verdanken wir den Hinweis auf dieses sowohl medizinische als auch sozialwissenschaftliche Zeitdokument. Nachfolgend ein paar Zitate aus dem abgedruckten Interview.
Constanze: Dürfen die englischen Ärzte diese Tabletten auch unverheirateten Frauen verschreiben?
Antwort der englischen Ärztin: „Wenn zu uns ein Mädchen kommt, das aus irgendwelchen Gründen nicht heiraten kann, dürfen wir ihr die Tabletten in gewissen Fällen verschreiben. In den staatlichen Kliniken zur Geburtenplanung, die jetzt die schwangerschaftsverhütenden Pillen ausgeben werden, dürfte man (hingegen) wohl gewisse Einschränkungen machen.“
Constanze: Ist nicht ein starkes Herabsinken der Geburtenzahlen durch diese leicht anwendbare Art von Geburtenkontrolle zu befürchten?
Antwort: „Es ist viel schlimmer, wenn die Frauen und Mädchen zu uns kommen, die schwanger sind und dies nicht gewünscht haben. Dann können wir Ärzte ihnen nicht mehr helfen. Auch nicht mit diesen neuen Pillen. Wenn die Tabletten halten, was sie versprechen, werden Abtreibungen verringert werden, wird letzten Endes unlauteren Kreisen das Handwerk gelegt werden. Und Babys werden nicht aussterben. Es gibt genug Mütter, die Kinder haben wollen und bekommen.“
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Ein Aspekt, den wir in unserer Sammlungstätigkeit bisher vernachlässigt haben, sind die Schwangerschaftsnachweise. In den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts war der Krötentest zum Nachweis von Gonadotropin im Schwangerenharn in Verwendung: Männliche Exemplare der Gattung Bufo vulgaris oder Rana aesculenta erhielten in den dorsalen Lymphsack 1 bis 3 Kubikzentimeter Harn der (potentiell) Schwangeren injiziert. Drei Stunden später konnte man in einer Flüssigkeit aus der Kloake der Tiere Spermien unter dem Mikroskop nachweisen, wenn die Frau schwanger war. An Objekten, Hinweisen und Zusatzinformationen zu Schwangerschaftsnachweisen sind wir besonders interessiert!
Please send us material, objects and informations regarding historical pregnancy-tests!
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Wir sind nach wie auf der Suche nach Objekten und Leihgaben für das künftige Museum für Schwangerschaftsverhütung und –abbruch: speziell Filme, Plakate, Broschüren, Bücher, Dokumente, Statistiken; Hilfsmittel und Gerätschaften zur Verhütung, Hilfsmittel und Gerätschaften zur Abtreibung. Alles von einst & jetzt, von hier & anderswo.
The projected museum for contraception and abortion is happy to receive any objects: movies, posters, leaflets, books, documents, statistics; devices and instruments for contraception; devices and instruments for abortion. from previous & present, here & elsewhere.
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P.S. Wenn Sie in Zukunft keine Mails von uns mehr bekommen wollen, schicken Sie uns bitte eine kurze Info! In case you do not want to receive our newsletter in the future please send us an info.