April 2004
Liebe FreundInnen unseres Museumsprojektes,
wir wollen ja noch nicht ALLES verraten, was es in unserem Museum zu sehen geben wird. Doch weil sich die Fertigstellung noch etwas verzögert (aber auf alle fälle noch vor dem Sommer - Einladung kommt rechtzeitig!) - berichten wir Ihnen heute wieder über einige interessante Neuzugänge.
Sicher eines unserer Highlights ist das soeben erworbene Buch des New Yorker Gynäkologen A. M. Mauriceau:'The Married Woman's Private Medical Companion embracing the treatment of menstruation, or monthly turns, during their stoppage, irregularity, or entire suppression. Pregnancy, and how it may be determined; with the treatment of its various diseases. discover to prevent pregnancy; the great and important necessity where malformation or inability exists to give birth. to prevent miscarriage or abortion. when proper and necessary to effect miscarriage. when attended with entire safety. causes and moder of cure of barrenness, or sterility.'
Mit seinem Erscheinungsdatum 1847 ist es erstaunlich früh; bei seiner Veröffentlichung mußten entsprechende Bestimmungen beachtet werden:'Entered according to Act of Congress, in the year 1847, by Joseph Trow, in the clerk's office of the District Court of the Southern District New York.'
Wie alle anderen unserer soziologisch und medizinhistorisch wertvollen Bücher wird auch dieses gescannt und in Zukunft über unsere Homepage für jedefrau/jedermann frei zugänglich sein.
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Vom Ehrenpräsidenten der tschechischen Familienplanungorganisation Dr. Jirí Srácek erhielten wir die einzelnen Prototypen der von ihm entwickelten und nach seiner Frau benannten DANA-Spiralen:
Dana (1962), Dana Super (1965), Dana Super Fix (1966) und Dana Copper (1968). In seiner Funktion als Direktor des Brünner Muttterschaftskrankenhauses kooperierte Dr. Srácek mit Ing. Stanislav ('Stanley') Holánek vom Medizinisch-technischen Forschungsinstitut Brünn. Die ersten 3 Prototypen (DANA 1-3) hatten noch die Nachteile von hoher Schwangerschaftsrate und hoher Ausstoßungsrate.
Viele kleine Entwicklungsschritte, hartnäckige Überzeugungsarbeit und eine lange Reihe von Untersuchungen führten schließlich zum richtigen Material (einem Ethylen-Vinyl-Acetat-Copolymer mit Kupferionen) und zur endgültigen Form ('Tannenbäumchen'), die es immer wieder an den richtigen Platz im Uterus rutschen läßt. Zur leichteren Manipulation wurden Kunststoff-Fäden an das untere Ende geknüpft.
Dana-Spiralen waren u.a. in Algerien, Bulgarien, Deutschland, Polen, Schweden, Slowakei, der früheren Sowjetunion, Tschechien, Ungarn und Vietnam in großen Zahlen im Einsatz.
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Nicht wenige Versuche zur Geburtenbeschränkung lassen uns Heutige den Kopf schütteln über so viel Unwissenheit. Eine große Zahl von Aufklärungsschriften aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchte die Unwissenheit zu verringern - oft mit viel Zivilcourage gegen die Bedrohung von Zensur und beruflichen Schwierigkeiten.
Das Büchlein 'Wie schütze ich mich vor starkem Familienzuwachs' aus dem Jahr 1912 bringt es auf den Punkt: "Es ist nicht richtig, die Menschen in geschlechtlichen Angelegenheiten im dunkeln wandeln zu lassen, denn manche Familien würden ohne Zweifel wirtschaftlich besser dastehen, wenn Vater und Mutter über geschlechtliche Angelegenheiten besser aufgeklärt wären. Hierzu gehört wohl hauptsächlich, wie man dem zu reichen Kindersegen entgegentreten kann. Aufklärung ist hier sehr am Platze."
"Der Arzt hat mich vor einer neuen Schwangerschaft gewarnt, weil ich sie nicht überleben würde, aber er sagt uns nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen", schrieb eine verzweifelte Frau an Maria Stopes, eine der großen Vorkämpferinnen der Schwangerschaftsverhütung.
'Sexuelle Abstinenz' scheint ein weitverbreiteter Rat gewesen zu sein - vor allem von deren, die er aus welchen Gründen auch immer nicht (mehr) selbst betraf. Wie unlebbar dieser Rat ist, gesteht das o.e. Büchlein von 1912 ein - auch wenn wir den Begründungen nicht mehr ganz folgen können: "Die gänzliche Verweigerung des geschlechtlichen Verkehrs dem männlichen Ehegatten gegenüber, um dadurch dem Kindersegen vorzubeugen, ist nicht nötig und auch nicht angängig, da hierdurch der männliche Gatte sehr leicht auf zweifelhafte Wege gedrängt werden kann und bei körperlich ungünstiger Veranlagung des männlichen Gatten wäre es auch unrecht, denn die Natur fordert auch bei dem letzteren seinen Lauf und die Onanie würde dessen Körper noch mehr ruinieren, da ein solcher Gatte einen anderen Weg zu betreten meistens nicht in der Lage sein würde."
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Trotz interessanter Neuzugänge sind wir weiterhin auf der Suche nach Objekten und Leihgaben für das künftige Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch: speziell Filme, Plakate, Broschüren, Bücher, Dokumente, Statistiken; Hilfsmittel und Gerätschaften zur Verhütung, zu
Schwangerschaftstests und zur Abtreibung. Alles von einst & jetzt, von hier & anderswo.
Sie können uns aber auch durch die Übernahme von Sponserungen für Objekteunterstützen, die wir alleine nicht finanzieren können.
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P.S. Wenn Sie in Zukunft keine Mails von uns mehr bekommen wollen oder irrtümlich doppelt angeschrieben werden, schicken Sie uns bitte eine kurze Info!