Mai 2004
Liebe FreundInnen unseres Museumsprojektes,
dank einer größeren Bücherspende verfügen wir jetzt auch über Günther Hunolds ‚Sexual-Atlas für Erwachsene’ aus dem Jahr 1971. Die Herausgabe dieses Werkes war lange Zeit unmöglich, denn es hätte als (verbotene) Pornographie gegolten. Warum das so war, beschrieb die Herausgeberin Beate Uhse (1919 – 2001): „Alle Fragen der Sexualität sollten fachlich fundiert, leicht verständlich und ohne Scheu vor Tabus behandelt werden. Ich wollte kein trockenes Nachschlagewerk voll komplizierter Ausdrücke schaffen, sondern einen modern geschriebenen Atlas, der von jedermann verstanden wird....
... Es erschien mir außerordentlich wichtig, daß alle Themen nicht nur beschrieben, sondern ausführlich und klar mit farbigen Fotos illustriert werden, um nicht wie in anderen Büchern auf Zeichnungen zurückgreifen zu müssen...Die meisten Fotos darin konnten bisher nicht veröffentlicht werden.“
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Ein weiterer Neuzugang ist eine Kassette mit Knopfpessaren samt Einführstab ('Uterector') aus Chicago zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Eine dicke Metallspirale von ca. 5,5 cm Länge sitzt auf einem Metalltellerchen. Knopf- oder Stiftpessare wurden bis etwa 1930 angewendet in der Vorstellung, sie würden den Muttermund abdichten und das Aufsteigen von Spermien verhindern. Sie waren jedoch nicht nur unsicher und schmerzhaft sondern führten häufig auch zu teils schweren Infektionen mit sogar tödlichem Ausgang, da es noch keine Antibiotika zur Behandlung von Entzündungen gab.
Wie alle unsere Sammelobjekte werden auch die Knopfpessare auf unserer Homepage zu finden sein.
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In unserem vorigen Newsletter haben wir stolz über den Erwerb von A. M. Mauriceaus 'The Married Woman's Private Medical Companion’ von 1847 berichtet. Ein Leser hat uns darauf hingewiesen, dass es sich beim Autor um ein Pseudonym von Charles und Anna Lohman (1812-1877) handelte: Unter Bezugnahme auf Francois Mauriceau (1637-1709), Geburtshelfer am französischen Hof, der die liegende Geburtshaltung eingeführt hatte, nannten sie sich ab 1838 Dr. Mauriceau und Madame Restell.
Ihr weitverbreitetes Buch kann man als Werbeschrift für ihr Unternehmen ansehen: Von den 1840ern bis in die 1870er führten sie einen florierenden Versandhandel für Antikonzeptiva und eine Abbruchklinik in New York City. Bald eröffneten sie Tochterunternehmen in Boston und Philadelphia und zogen in ein teures Haus auf der Fifth Avenue. 1878 wurde Madame Restell verhaftet, konnte sich diesmal aber nicht freikaufen. In der Nacht bevor sie dem Gericht vorgeführt wurde, schnitt sie sich die Kehle durch. Madame Restell war so bekannt, dass ‚Restellismus‘ als Synonym für ‚Abbruch‘ verwendet wurde.
Wie alle unsere Bücher wird auch dieses auf unserer Homepage zu finden sein.
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Der Aufbau unseres Museums dauert an – länger als wir dachten, aber wer hat schon Erfahrung bei so einem Projekt? Eine konzeptionelle Beschreibung und einige Skizzen können Sie auf unserer Homepage www.verhuetungsmuseum.at bereits aufrufen.
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Trotz interessanter Neuzugänge sind wir weiterhin auf der Suche nach Objekten und Leihgaben für das künftige Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch: speziell Filme, Plakate, Broschüren, Bücher, Dokumente, Statistiken; Hilfsmittel und Gerätschaften zur Verhütung, zu
Schwangerschaftstests und zur Abtreibung. Alles von einst & jetzt, von hier & anderswo.
Sie können uns aber auch durch die Übernahme von Sponserungen für Objekte unterstützen, die wir alleine nicht finanzieren können.
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P.S. Wenn Sie in Zukunft keine Mails von uns mehr bekommen wollen oder irrtümlich doppelt angeschrieben werden, schicken Sie uns bitte eine kurze Info!