Von Mrs. Skeffington und vielen anderen Frauen (und Männern): Danke, Doris Lessing!
Doris Lessing (1919-2013) hat in ihrem reichen Schaffen so viele wichtige Themen aufgegriffen, dass eines beinahe in Vergessenheit gerät: Ihre Auseinandersetzung mit dem Verbot des Schwangerschaftsabbruches. In ihrem 1960 erschienenen autobiografischen Buch ‚Auf der Suche’ (‚In pursuit of the English) schildert sie das Schicksal ihrer Mitbewohnerin Mrs. Skeffington, einer Frau aus besseren Verhältnissen, die von ihrem Mann schlecht behandelt wird und ihr eigenes Kind drangsaliert. Neuerlich schwanger versucht sie um jeden Preis, eine Fehlgeburt herbeizuführen. Denn der Gang zum Arzt ist ihr versperrt: der Schwangerschaftsabbruch wird in England erst 1967 straffrei (in Österreich 1975).
„Eines Morgens hörte ich vor meiner Tür einen dumpfen Schlag. Mrs. Skeffington hatte sich eine Treppe hinuntergestürzt und war gerade im Begriff, es noch einmal zu tun. „Lassen Sie mich“, murmelte sie und ehe ich sie davon abhalten konnte, ließ sie sich fallen. Auf dem Treppenabsatz richtete sie sich langsam, sehr langsam, keuchend und blass, wieder auf. „Das müsste genügen“, sagte sie und versuchte zu lächeln, während sie sich schwer atmend die Treppe hinauf zu Rosemary schleppte.
Die Autorin will eingreifen, doch die anderen Bewohnerinnen der billigen Pension in einem Arbeitervorort von London halten sie davon ab:
"Braucht Mrs. Skeffington keinen Arzt?"
"Mein Gott, bist Du wahnsinnig! Willst Du, dass sie ins Gefängnis kommt?"
"Sie kann sterben!"
"Sie wird nicht sterben. Es gibt nur einen Zeitpunkt für Ärzte. Mrs. Skeffington ist ohne ausgekommen, und sie hatte Glück. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so viel Mumm hat.... Aber wenn Du jetzt einen Arzt rufst, dann ist sie erledigt..."