Highlights April
Wenn Frühlingsgefühle ins Spiel kommen, ist die Verhütung oft kein Thema. Man (frau) beruhigt sich mit der Versicherung ‚Weil bisher keine Schwangerschaft eingetreten ist, wird auch diesmal nichts passieren’. So kann man sich irren.
Wir, hier und jetzt, können notfalls einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen. Ein Viertel der Weltbevölkerung ist einem Totalverbot des Abbruchs ausgeliefert, ein weiteres Drittel muss erklären, aussagen, sich rechtfertigen und die ‚richtigen’ Gründe angeben, und nur für 40 Prozent gibt es die Fristenlösung oder einen vollständig legalen Zugang. Ein Drama erlebt gerade jetzt eine Zehnjährige im Senegal.
Von ungeschütztem Sex schwanger werden? Echt?
„Bisher bin ich nicht schwanger geworden, wenn ich ungeschützt Sex hatte, also werde ich es auch in Zukunft nicht.“ Dieser Gedanke scheint weit verbreitet zu sein. Das US-amerikanische Guttmacher Institut hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte aller ungewollten Schwangerschaften bei den knapp 11 Prozent aller Frauen eintreten, die nicht verhüten. Und wenn man sie fragt, warum sie nicht verhütet haben, bekommt man interessante Antworten: „Ich habe geglaubt, nicht so leicht schwanger werden zu können“, „Vorher zuwenig nachgedacht“, „Ich mag keine Verhütungsmittel“, „Mein Partner ist dagegen und hält Verhütung für ein Anzeichen von Untreue“.
Fast genau so unsicher wie gar keine Verhütung ist das ‚Aufpassen’ (medizinisch: Coitus interruptus). Ein Drittel aller jungen Frauen zwischen 15 und 24 in den USA hat sich bisher mindestens 1x auf diese ‚Methode’ verlassen. Nicht verwunderlich, dass 21 % aus dieser Gruppe schwanger wurden oder öfter zur Notfallsverhütung greift (Pille danach). In den USA wurde bereits der Terminus ‚Pullout Generation’ geprägt.
Quelle: The Guardian Weekly v. 8. 11. 2013
10 Jahre alt, vergewaltigt, schwanger, Abbruch verboten
In 68 Ländern ist der Schwangerschaftsabbruch verboten bzw. nur zulässig, wenn das Leben der Schwangeren akut gefährdet ist. Zu ihnen zählen viele ehemalige afrikanische Kolonien, von Angola bis zur Zentralafrikanischen Republik; auch der westafrikanische Staat Senegal, halb so groß wie Deutschland, 12 Mio Einwohner. Obwohl seit 1960 unabhängig, gelten hier weiterhin die napoleonischen Gesetze, die den Abbruch verbieten.
Zwar hat Aminata Touré bei ihrem Amtsantritt als Premierministerin (2013) angekündigt, die Gesetzgebung ändern zu wollen, doch sind die Fakten derzeit noch nicht so. Für einen legalen Abbruch müssen 3 Ärzte bestätigen, dass die Frau andernfalls stirbt. Das zu erreichen ist so gut wie unmöglich: „Arme Leute sind schon glücklich, wenn sie in ihrem ganzen Leben überhaupt einmal einen einzigen Arzt sehen“, sagt die Präsidentin der senegalesischen Anwältinnen. Sie können das Geld dafür nicht aufbringen; jedes ärztliche Gutachten kostet rund 20 US$ pro Stück.
In den letzten Tagen nahmen britische Medien das Schicksal einer Zehnjährigen auf, die nach der Vergewaltigung durch einen Nachbarn im fünften Monat schwanger ist und Zwillinge erwartet. Sie hat keine Aussichten auf einen legalen Abbruch. So konzentriert sich die Anwältinnen-Vereinigung wenigstens auf das Ziel, regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen und kostenlose medizinische Check-ups für sie sicherzustellen.
Allein in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres wurden 40 Frauen wegen verbotenem Abbruch oder Kindsmord verhaftet; sie können bis zu zehn Jahre eingesperrt werden. Wenn sich ein Arzt oder Apotheker an einem Abbruch beteiligt, riskiert er seinen Job.
Bereits vor zehn Jahren hat Senegal die Afrikanische Charter der Frauenrechte ratifiziert, aber ihre Bestimmungen - medizinischer Abbruch nach Vergewaltigung oder Inzest oder wenn die körperliche oder psychische Gesundheit einer Frau gefährdet ist - wurden nicht in das Gesetzbuch aufgenommen.