Pionier der Familienplanung: 100. Geburtstag von Karl-Heinz Mehlan
Der Sexualhygieniker Karl-Heinz Mehlan (1916-2003) machte sich in der DDR sowohl in der Verhütung als auch um den Schwangerschaftsabbruch verdient. Er experimentierte mit einer Spirale, förderte die Produktion von Kondomen und führte 1965 die so genannte ‚Wunschkind-Pille‘ Ovosiston ein, die im eigenen Land produziert wurde. Damit hinkte die DDR zwar hinter der BRD nach, bezüglich Schwangerschaftsabbruch hatte sie aber ‚die Nase vorn‘: Bereits 1960 plädierte Mehlan für eine Fristenlösung, die schließlich 1972 eingeführt wurde.
Familienplanung hatte in der DDR einen anderen weltanschaulichen Hintergrund als in der Bundesrepublik Deutschland: Während sich in der BRD die Frauen gegen konservative Kreise emanzipieren mussten, die Frauen zu dieser Zeit vorwiegend als Hausfrau und Mutter sehen wollten, ging es in der DDR bereits um die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienleben. Ovosiston wurde bei der Leipziger Messe 1965 der DDR Öffentlichkeit vorgestellt und dort ab 1972 kostenlos abgegeben.
Mehlan war ab 1951 an der Berliner Humboldt Universität habilitiert, wo er mit seinen Arbeiten zu Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch begann. Vier Jahre später wechselte er an die Universität Rostock, an der er ein Institut für Sozialhygiene aufbaute. Bekannt wurde er auch durch seine Vorlesungen, in denen er die bis dahin völlig tabuisierte Sexualität zum Thema machte. Mehlan war rund 20 Jahre für die Weltgesundheitsorganisation in der Familienplanung tätig. Ihm ging es in seiner Arbeit auch darum, dass es erst gar nicht zu einer ungewollten Schwangerschaft kam. So geht die Einrichtung von 200 Ehe- und Sexualberatungsstellen auf seine Initiative zurück. Viele seiner fortschrittlichen Ideen, wie Kondomautomaten an Schulen, wurden von der DDR Bildungsministerin Margot Honecker allerdings boykottiert.
Quelle:
Eintrag von Karl-Heinz Mehlan im Catalogus Professorum Rostochiensium, http://cpr.uni-rostock.de/metadata/cpr_person_00001881 (abgerufen am 15. Juni 2016)
Besuchen Sie das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, Mariahilfer Gürtel 37, 1150, Mittwoch bis Sonntag 14 bis 18 h, oder unsere Homepage de.muvs.org und unsere Facebookseite http://www.facebook.com/eMUVS.