Keine Frage, der Storch bringt die Babys.
Aber auch andere Tiere haben ‚ihre Hände‘ im Spiel, wenn es um die Frage „Baby-ja-oder-nein“ geht. Vor allem bei der Verhütung: Gummi für Kondome gibt es erst seit dem Jahr 1855, zuvor musste man zu ‚natürlichen‘ Schutzmitteln greifen. Besonders gesucht – und entsprechend teuer – waren beispielsweise die Schwimmblasen von Fischen. Denn die durchscheinende Außenhaut dieser luftgefüllten Säcke besteht nur aus ganz wenigen Zellschichten, ist also eine allerfeinste Membran – ‚gefühlsecht‘. Größenmäßig geeignet waren die Fischblasen vom Wels und dem bis zum 19. Jahrhundert bei uns sehr häufig vorkommenden Stör. Vor Gebrauch wurde das Kondom angefeuchtet. Auch die gereinigte, gespaltene und getrocknete Darmhaut von Lämmern war eine begehrte biologische Membran, die als Kondom Verwendung fand. Da diese Kondome aber nicht elastisch waren, musste eine angenähte Schleife das gute Stück vor dem Abrutschen bewahren. Außerdem waren sie teuer; nach Gebrauch wurden sie daher gewaschen, vorsichtig getrocknet, zur Verhinderung von Bruchstellen mit Öl und Kleie eingerieben und wieder verwendet. Gummikondome setzten sich erst sehr langsam durch, weil sie anfangs unbehaglich dick waren: „Fischblasen sind den Gummis insofern vorzuziehen, als dieselben bedeutend haltbarer und feiner, also weniger fühlbar beim Gebrauch als Gummi sind und eine Gefühlsbeeinflussung fast vollständig ausgeschlossen ist.“ (Zitat aus dem Verkaufskatalog von Ed. Baumgartner, Luzern, 1908) Auch Krokodile und Elefanten halfen bei der Verhütung, weil Inhaltsstoffe ihres Kotes eine spermienabtötende oder zumindest spermienbremsende Wirkung haben sollen. In diesem Fall erfolgte die Anwendung durch die Frau, wie der ägyptische ‚Papyrus Kahun´ aus dem Jahre 1850 vor Christi beschreibt: „Nicht zulassen, dass eine Frau schwanger wird. Kot des Krokodils werde zerstoßen in gegorenem Pflanzenschleim...“. Auch noch in Avicennas ‚Kanon der Medizin’ aus dem 11. Jahrhundert n. Chr. werden kleine Kügelchen aus Elefantenkot empfohlen, die die Frau in ihre Scheide einführt.
Tiere geben Auskunft über Schwangerschaft Ob die Verhütung geklappt hat, ist heute schnell beantwortet. Ein Harntest aus der Apotheke gibt sogar schon kurz vor der erwarteten Regelblutung in wenigen Minuten die Auskunft. Chemie macht‘s seit den 1970er-Jahren möglich. Davor wurden biologische Testverfahren angewandt: Sie nützen, dass das Schwangerschaftshormon hCG dem Hypophysenhormon LH sehr ähnlich ist, mit dem das Gehirn den Eisprung bzw. die Spermienproduktion steuert. Ist eine Frau schwanger, so findet sich im Harn eine große Menge an hCG. Dieses wirkt auf das Tier wie eine Überstimulation mit dem Sexualhormon LH und führt zu erkennbaren Reaktionen. So konnte frau sich beispielsweise an Regenwürmer wenden, wie Dr. G. Hasenbein von der Uni Kiel im Jahr 1951 beschrieb. Bevor dem Tier etwas Harn der potentiell schwangeren Frau injiziert wird, entnimmt man ihm eine Samenblase, um den jeweiligen Stand der Samenbildung festzustellen. Wenn zwei Stunden nach der Injektion eine Ausschüttung von Spermien oder ihren Vorläufern erfolgt, ist die ‚Harnspenderin’ schwanger. Warum dieser Test trotz der hohen Trefferwahrscheinlichkeit von 90 Prozent und der bekannten Anspruchslosigkeit von Regenwürmern nicht weiterentwickelt wurde, ist nicht überliefert. In den 1930er Jahren wurde ein Schnelltest an Kaninchen entwickelt, wobei die Definition von ‚schnell‘ damals eine andere als heute war. Während einer Narkose injiziert man in die Ohrvene des Tieres etwas Harn der potentiell schwangeren Frau. Nach 48 Stunden werden die Eierstöcke des Kaninchens begutachtet. Literarisch kommt der ‚Kaninchentest’ in Michael Chrichtons Werk ‚Die Intrige’ vor: „Er hätte nie eine Ausschabung vorgenommen, ohne zuerst einen Kaninchentest zu machen, und der wäre negativ gewesen.“ Am bekanntesten und weitesten verbreitet war der Froschtest im Jahr 1960. Er funktionierte beinahe so präzise wie die heute gebräuchlichen Tests, war aber wesentlich langsamer und arbeitsaufwändiger, führte außerdem zum Aussterben einiger Arten. Außer den aufgezählten Tieren wurden auch Kröten, Ratten, Mäuse und die Fischart Bitterlinge für Schwangerschaftstests herangezogen. |
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