Der fruchtbare Osterhase
Einige unserer Objekte stammen von Flohmärkten, wo man sie mitunter nur mit detektivischem Spürsinn identifizieren kann. So wurde beispielsweise ein Irrigator als „Pfeffermühle“ verkauft. Auch Sitzbänke und Hocker aus Holz offenbarten ihr Inneres nur dem informierten Auge, sie waren nämlich Bidets, die als Scheidenspüler dienten (Französisches Bidet, Tischbidet).
Anders war es mit dem tönernen Hasen, der seine Bestimmung bereits auf seiner Rückseite offenbarte: „Hase ein Sinnbild der Fruchtbarkeit war - demzufolge ihm auch die Legende des Ostereierlegens angedichtet wurde - und dass dies der Grund für die Namenswahl war.“ Vermutlich handelt es sich bei unserem Objekt um eine Votivgabe für oder gegen (zu großen) Kindersegen, aber da können wir nur spekulieren.
Man fragt sich, warum der Osterhase eigentlich ein Fruchtbarkeitssymbol darstellt. Auskunft gibt zum einen die Biologie: Hasen und Kaninchen gehören zur Säugetierfamilie mit dem lateinischen Namen Leporidae, die aus elf Gattungen und rund 55 Arten besteht. Eine Häsin beginnt bereits sehr früh im Jahr mit der Nachwuchsproduktion und kann viermal jährlich (bis zu 5) Junge bekommen. Diese hohe Frequenz ist ihr deshalb möglich, weil sie gleichzeitig mit verschieden alten Föten trächtig ist.
Über die Verbindung zwischen Hasen und Ostereiern klärt uns die ARD-Sendung Planet-wissen.de auf: „Ihr Verhalten in freier Flur hat sie zum Favoriten fürs Eierverstecken gemacht. Feldhasen verharren still in einer Mulde, bis sie bei Gefahr in letzter Minute davonhoppeln. Die Stelle, auf der die Hasen gelegen haben, wurde als Platz der Eierablage interpretiert.“
So haben also Hase und Ei offenbar eine enge Verbindung. Das Ei wiederum zählt in zahlreichen Kulturen und schon seit alten Zeiten als Symbol für Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und neues Leben.
Für weitere Antworten begeben wir uns in das Gebiet von Volksglauben, Sagenwelt und Religion. So wird der Hase häufig mit Mondgottheiten in Verbindung gebracht und verkörpert Wiedergeburt und Auferstehung. Auch als Attribut der Venus spielt er eine Rolle, wodurch er zum Symbol für die körperliche Liebe wurde. Das christliche Heilsgeschehen sieht ihn nicht ganz so positiv, versteht ihn vielmehr als Symbol ungezügelter Sexualität und Wollust. Damit sich die Triebhaftigkeit des Tieres nicht auf die Menschen übertragen sollte, verbot der katholische Papst Zacharias seinen Gläubigen im Jahr 751 jeglichen Genuss von Hasenfleisch.
Aber wir wollen Ihnen den Appetit natürlich nicht verderben, daher wünschen wir Ihnen viel Erfolg beim Ostereier-Suchen! Genießen Sie Ihre Osterhasen, seien sie aus Schokolade, aus Marzipan oder eben aus Hasenfleisch.