Sterilisationen einfach rückgängig machen? Schön wär’s!
Dass der Staat das Sagen über die Fortpflanzung haben will, ist nicht neu: Wenn die Bevölkerungszahl am Überschwappen ist, gibt’s die 1-Kind-Politik, wie in China ab den 1960er-Jahren, oder die Förderung von Vasektomien und Sterilisationen, wie in Südkorea vor wenigen Jahrzehnten.
Fast immer ist den politischen Machthabern aber die Geburtenrate zu niedrig, denn Bürger, Steuerzahler, Soldaten wurden und werden gebraucht … In unserer Zeit auch Pflegekräfte für die alternde Bevölkerung… Schon seit Maria Theresias Zeiten sind Abtreibungen genau deshalb gesetzlich verboten. Die Geschichte wiederholt sich: Noch heute stehen Abtreibungen in unserem Strafgesetzbuch und können zu Gefängnisstrafen führen und Frauen müssen die Kosten dafür – wie auch für Verhütung - selbst tragen.
Gerade das erwähnte Südkorea und vor allem dessen Hauptstadt Seoul versuchen nun einen neuen Weg, um die Bevölkerungszahl wieder anzuheben: Angesichts der weltweit niedrigsten Geburtenrate von lediglich 0,55 soll die Sterilisierung von Frauen und Männer rückgängig gemacht werden.
Als wäre das so einfach
Obwohl im Internet vielversprechende Erfolgsaussichten beworben werden, ist die Realität eine andere: Die Erfolgsraten hängen davon ab, wann die Sterilisation des Mannes stattgefunden hat. Je kürzer sie zurückliegt, umso erfolgreicher kann die Wiederfruchtbarmachung sein. Denn mit der Zeit verringert sich die Zahl der Spermien und ihre Produktion versiegt schließlich ganz.
Auch bei Frauen ist die Rekanalisierung der Eileiter grundsätzlich möglich, wenn auch ebenfalls sehr mühsam. Und sie birgt eine Gefahr: An der wieder verbundenen Stelle der Eileiter bleibt immer eine Narbe und damit das Risiko einer Eileiterschwangerschaft für den Rest des fruchtbaren Lebens der Frau.
Daher lautet die Empfehlung: „Eine Sterilisation sollte nur dann durchgeführt werden, wenn die Familienplanung wirklich abgeschlossen ist und keine sinnvollen Alternativen zur Verfügung stehen.“
Ein Blick in den OP-Saal
Eigentlich sind Sterilisationen bei Frau und Mann als endgültige Lösung gedacht. Beim Mann werden dazu die Samenleiter durchtrennt. Die beiden Enden werden abgebunden, damit sicher keine Spermien mehr durch können.
Wegen der Kleinheit des Samenleiters – der innere Durchmesser beträgt winzige 0,3 mm – ist die Operation der Rückgängigmachung sehr aufwendig. In den ersten drei Jahren nach der Vasektomie sind meist noch genügend Spermien vorhanden, so dass die Rekanalisierung des Samenleiters auch funktioniert und in ca. Dreiviertel der Fälle zu einer Schwangerschaft führt. Nach 15 Jahren beträgt die Erfolgsquote einer Schwangerschaftsrate aber gerade noch 30 Prozent. D.h. chirurgisch kann man beim Mann zwar eine Rekanalisierung durchführen, aber sie ist keineswegs eine Garantie dafür, dass dies auch funktioniert und zu einer Schwangerschaft führt.
Bei der Sterilisation der Frau wird durch einen kleinen Hautschnitt in der Nähe des Nabels ein dünnes Röhrchen in den Bauchraum eingebracht. Unter Sichtkontrolle auf einem Monitor können die Eileiter verschlossen und danach meist durchtrennt werden. Dies passiert meist mittels Schwachstrom (Verschweissen bzw. Koagulation) und wird als Tubenkoagulation bezeichnet. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Eileiter mittels Kunststoff- oder Metall-Clip oder einem Ring zu unterbinden. Dadurch können Ei- und Samenzellen die Eileiter nicht mehr passieren, wodurch keine Befruchtung möglich ist.
Die Furcht der Männer vor dem Ausgeliefertsein
Männer haben nur wenige Verhütungsmöglichkeiten und schweben daher immer in der Furcht, ungewollt Vater zu werden. Die politisch angepriesenen Kondome haben einen ‚Schönheitsfehler‘: Man braucht für die richtige Anwendung einen ruhigen Kopf, es ist eine Vernunfthandlung von Anfang bis Ende! Aber wer hat den schon, wenn es um Sex geht?
Also denken Männer auch über eine Vasektomie nach, wie wir aus den Fragen unserer Besucher wissen. Auch der Österr. Verhütungsreport hat dies bestätigt, www.verhuetungsreport.at. Wichtig für beide Partner: Weder der betroffene Mann, noch die Partnerin merken irgendeinen Unterschied zwischen vorher und nachher. Spermien machen nur ca 3-5% des Samenergusses aus. Ansonsten ändert sich nichts durch eine Vasektomie.
Eine ideale Lösung wäre es, wenn Mann in Österreich sein Sperma unkompliziert für einen späteren Zeitpunkt einfrieren lassen könnte, um sich so die Entscheidung für eine endgültige Lösung leichter zu machen. Geht leider nicht, denn in Österreich ist das nur mit einer medizinischen Begründung erlaubt, oder Mann weicht für das Einfrieren ins Ausland aus, wo dies kein Problem ist.
So ist es also nachvollziehbar, dass sich die Zahl der Männer, die eine Vasektomie durchgeführt haben verdoppelte, wie der Österr. Verhütungsreport ergeben hat. Allerdings sind es immer noch lediglich 4% der Männer.