40 Jahre Fristenlösung: Videobeiträge von der Podiumsdiskussion
Rebecca Gomperts und der politische Aktionismus
Die niederländische Ärztin, Aktivistin und Gründerin der Plattformen "Women on Waves" und "Women on Web" ermöglicht Frauen in all jenen Ländern, in denen der Abbruch nur illegal möglich ist, den sicheren medikamentösen Abbruch. Sie ist der festen Überzeugung: "Der Schwangerschaftsabbruch gehört in Frauenhände: Wenn wir Frauen zutrauen, Kinder zu bekommen und groß zu ziehen, müssen wir ihnen auch zutrauen, dass sie selbst über einen Abbruch entscheiden und durchführen können." Im Rahmen der Podiumsdiskussion schlägt Gomperts vor, auch in Österreich politischen Aktionismus als Weg zur Gesetzesänderung vor und bietet an: "Wenn 100 Frauen die Abtreibungspille öffentlich einnehmen, schickt Women on Web zum ersten Mal die Pille nach Österreich." Dies sei die Methode der Wahl, um Gesetze, die nicht mehr zeitgemäß sind, zu unterminieren. "Was ist so revolutionär an der Abtreibungspille? Dass die Frauen den Abbruch selber machen, und wir die Politik nicht mehr brauchen, und die Ärzte auch nicht."
Versorgungssituation in Österreich
Die Schwedische Situation
Technologie überholt Gesetz: Ist der Abtreibungsparagraph obsolet?
Schwangerschaftsabbruch ist in Österreich nur dann straffrei, wenn er von einem Arzt oder Ärztin innerhalb der ersten drei Monate durchgeführt wird - geregelt durch Paragraph 96 in der Fristenlösung seit 1975. Der medikamentöse Abbruch in Selbstmedikation mittels "Abtreibungspille", ist aus medizinischer Sicht ident zu einem Spontanabort und kann von Frauen in der Regel selbst gemanagt werden. Da die dafür notwendigen Medikamente in der Apotheke oder via Internethandel zu beziehen sind, erscheint eine Gesetzesänderung notwendig. Laut aktueller Gesetzeslage droht einer Frau, die mittels Abtreibungspille an sich selbst einen Abbruch durchführt, bis zu ein Jahr Freiheitsstrafe.
Stern Aktion: "Wir haben abgetrieben"
Kanada als Vorbild
In Kanada wurde das Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch bereits 1988 ersatzlos gestrichen. Der Oberste Gerichtshof erklärte den entsprechenden Paragraphen als verfassungswidrig und somit ungültig, da er im Widerspruch zu den von der Verfassung garantierten Rechten von Frauen stand. Befürchtungen über die Zunahme von Abbrüchen und Spätabbrüchen haben sich bis heute nicht bestätigt. Kanada verzeichnet eine geringere Rate an Abbrüchen als Österreich, obwohl es seit 1988 kein Gesetz zum Abbruch gibt.
Johanna Dohnal und die Frauenbewegung
Aktionismus in Irland
Fazit MUVS Podiumsdiskussion: Technologie überholt Gesetz
An der Podiumsdiskussion zu 40 Jahre Fristenlösung "Ungewollt schwanger: Wer entscheidet?" nahmen nationale und internationale ExpertInnen das österreichische Gesetz der Fristenlösung kritisch unter die Lupe. Schangerschaftsabbruch ist in Österreich nur dann straffrei, wenn er von einem Arzt oder Ärztin innerhalb der ersten drei Monate durchgeführt wird. Unisono fordern die Podiumsgäste, den Schwangerschaftsabbruch nach kanadischem Vorbild ersatzlos aus dem Strafgesetz zu streichen. Denn der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch in Selbstmedikation mittels "Abtreibungspille", ist aus medizinischer Sicht ident zu einem Spontanabort. Und da die dafür notwendigen Medikamente in der Apotheke oder via Internethandel zu beziehen sind, ist eine Gesetzesänderung ohnehin notwendig. Derzeit wird - auch aufgrund der Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs - eine österreichweite flächendeckende Behandlung von ungewollt schwangeren Frauen und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen immer noch politisch blockiert
MUVS Podiumsdiskussion: 40 Jahre Fristenlösung und immer noch im Strafgesetz.
Dienstag, 26. Mai 2015, 19 Uhr, AK Bildungszentrum Wien
Auf dem Podium:
Moderation: Angelika Hager - Profil
Rebecca Gomperts – Ärztin, Women on Waves, Women in Web
Jula Hughes – Professorin für Strafrecht, Kanada
Irmtraut Karlsson – Schriftstellerin, ‘Aktion zur Abschaffung §144’
Eva Mückstein – Psychotherapeutin, Gesundheitssprecherin Grüne
Anja Oberkofler – Juristin, Verein österreichischer Juristinnen
Katharina Weninger – Bundesfrauensprecherin der Jungen Generation in der SPÖ
Christian Fiala – Gynäkologe, MUVS und Gynmed Wien
Videoproduktion: Martin Lohr MGL Videoproduktion, www.mglvideo.at
Credits: MUVS Wien, http://www.muvs.org