Anke Wolf-Graaf: Die verborgene Geschichte der Frauenarbeit (1983)

Rosmarin und Thymian

wächst in unserm Garten.

Unser Gretchen ist die Braut,

will nicht länger warten.

Roter Wein und weißer Wein,

morgen soll die Hochzeit sein.

Petersilie Suppenkraut

wächst in unserm Garten.

Mutter gib mir einen Mann,

ich kann nicht länger warten.

 

Das Kinderlied, das von Myrthe, Thymian und Rosmarin singt, kündet noch davon, daß diese Kräuter, vorzugsweise aber die bräutliche Myrthe auf dem flachen Land einst gebraucht wurden, um voreheliche Empfängnis zu verhindern. Braut und Bräutigam tragen deshalb noch heute am Hochzeitstage die Myrthe zum Zeichen dessen, daß sie dieses Präventivmittels nicht mehr bedürfen.

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