Johanna Dohnal (1939 - 2010)
Als Johanna Dohnal (1939-2010) im Jahre 1979 zur Staatssekretärin für Frauenfragen ernannt wurde, schien ihre Ernennung (und die von vier weiteren Staatssekretärinnen) „ein billiger, weil schlecht ausgestatteter und dotierter Befriedungs- und Integrationsversuch der im Aufbruch befindlichen (jungen) Frauen von Seiten der SPÖ“ zu sein, schrieb die Historikerin Gabriella Hauch in einer Festschrift. Dass Dohnal keine Alibifunktion erfüllen würde, hätte allerdings bekannt sein müssen: Die uneheliche Tochter einer Fabrikarbeiterin war das Kämpfen für Gerechtigkeit gewöhnt. Sie trat bereits mit 16 Jahren der SPÖ bei, begann bei den Wiener Kinderfreunden und als Schriftführerin ihrer Sektion in Penzing, 1969 machte man sie zur Bezirksrätin, 1972 zur Wiener Frauensekretärin, 1973 zur Landtagsabgeordneten und Gemeinderätin in Wien. 1974 wurde sie in das Bundesfrauenkomitee gewählt.
An der heiß umkämpften Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches 1974 war sie wesentlich beteiligt. Ihr ist es mitzuverdanken, dass wir die heute geltende ‚Fristenregelung’ haben, wonach die Schwangerschaft innerhalb von drei Monaten ab Einnistung abgebrochen werden darf - unabhängig von den persönlichen Gründen für die Entscheidung. In anderen Ländern ist hingegen eine so genannte Indikationenlösung in Kraft, die Frauen dazu zwingt, sich zu rechtfertigen und notfalls ein passendes Motiv zu 'erfinden'.
Dohnals Aufstieg ging weiter: 1987 wurde sie SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende und von Dezember 1990 bis April 1995 war sie erste Frauenministerin Österreichs. Auch nach ihrer Pensionierung kämpfte sie gegen Fehlendes und Ungerechtes, oft sogar mit Widerstand aus ihrer eigenen Partei. Beispielsweise für die staatliche Kostenübernahme von Verhütung und Abbruch, die in Österreich noch immer nicht erfolgt - 'einmalig' in Westeuropa; im Gegensatz dazu übernehmen die Krankenkassen Kosten für 'Freizeitvergnügungen', die Männer betreffen.
Zu ihrem Siebzigsten schrieb eine spätere Nachfolgerin im Amt der Frauenministerin, Dohnal habe als erste Politikerin klar gemacht, dass den Frauen die gleichen Rechte, der gleiche Anteil an Macht und der gleiche Anteil an Wohlstand zustehe wie den Männern. Auch Zorn und Unmut anderer hätten sie nicht davon abgehalten, Rollenklischees, mangelnde Gleichstellung im privaten und öffentlichen Bereich sowie fehlende soziale Sicherheit anzuprangern.