Magnetresonanz-Tomografie des Geschlechtsaktes
1999 konnte eine holländische Forschergruppe um den Gynäkologen Willibrord Schultz von der Universität Groningen mit Hilfe eines bildgebenden Untersuchungsverfahrens den Geschlechtsakt beobachten. Dadurch konnte gezeigt werden, dass sich der Penis dem Winkel der Vagina anpasst. Dazu befähigt ihn die sehr lange Peniswurzel. Das kopulierende Glied knickt genau zwischen Spitze und Wurzel jäh ab und verläuft von der Mitte aufwärts beinahe parallel zur Wirbelsäule der Frau. Dank dieser Biegsamkeit positioniert sich die Penisspitze unmittelbar vor den Eingang zum Muttermund, sodass die Spermien einen möglichst kurzen Weg bis zur Befruchtung zurücklegen müssen.
Das Studienkonzept war von der Ethikkommission des Krankenhauses geprüft und mit einigen Auflagen freigegeben worden. So durften die Arbeiten nur außerhalb des normalen Patientenbetriebes und nur mit freiwilligem Personal durchgeführt werden. Die Untersuchungen begannen bereits im Jahre 1991, doch waren die Aufnahmezeiten noch zu lang: 52 Sekunden Stillhalten pro Bild! 1996 erhielt das Hospital in Groningen ein schnelleres Kernspin-Gerät. Doch auch die nun nötigen 12 Sekunden waren nicht realisierbar. Erst die Einführung der Potenzpille Viagra im Jahr 1998 ermöglichte schließlich die Aufnahmen. Auch dann waren noch 13 Anläufe mit acht Paaren nötig.
Die Aufnahmen wurden in der renommierten Fachzeitschrift British Medical Journal veröffentlicht. Auch der Spiegel und viele andere Medien berichteten ausführlich. Im Jahr 2000 verlieh die Universität von Harvard an das holländische Forscherteam den ‚Anti-Nobelpreis’, mit dem Entdeckungen ausgezeichnet werden, die nicht wiederholt werden können oder sollen.
Quellen:
Willibrord Weijmar Schultz et al., Magnetic resonance imaging of male and female genitals during coitus and female sexual arousal, BMJ 1999; 319 : 1596-1600
Jörg Blech, Leonardos falscher Pinsel, Der Spiegel vom 3. 1. 2000, 148 f.
Jörg Albrecht, Ruft beim Schuss ganz einfah Bumm, Die Zeit – Wissen, 2000, 42