Luxuskondome: ‚Gefühlsecht’ aus Fischblasen

Der Einsatz menschlicher und tierischer Körpergewebe ist keine Errungenschaft der modernen Medizin; wir kennen es beispielsweise seit langem das Abdecken von Wunden. Besonders gesucht – und entsprechend teuer - waren die Schwimmblasen der Fische. Denn die durchscheinende Außenhaut dieser luftgefüllten Säcke besteht nur aus ganz wenigen Zellschichten, ist also eine allerfeinste Membran. Vorsichtig erwärmt schmilzt sie; diese Flüssigkeit wurde u.a. zum Abdecken von besonders empfindlichen Wunden verwendet (so genannte ‚englische Pflaster’).

Wegen ihrer Zartheit wurden Fischblasen gerne als Kondome benützt: „Fischblasen sind den Gummis insofern vorzuziehen, als dieselben bedeutend haltbarer und feiner, also weniger fühlbar beim Gebrauch als Gummi sind und eine Gefühlsbeeinflussung fast vollständig ausgeschlossen ist.“ (Zitat aus dem Verkaufskatalog von Ed. Baumgartner, Luzern, 1908)

Vor Gebrauch wurde das Kondom angefeuchtet. Größenmäßig geeignet waren die Fischblasen vom Wels und dem bis zum 19. Jahrhundert sehr häufig vorkommenden Stör. Auch die gereinigte, gespaltene und getrocknete Darmhaut von Lämmern war eine begehrte biologische Membran, die als Kondom Verwendung fand. In beiden Fällen war die Elastizität gering, sodass das Kondom mit einem Bändchen oder einem Kautschukring am Penis festgehalten werden musste. Außerdem waren sie teuer; nach Gebrauch wurden sie daher gewaschen, vorsichtig getrocknet, zur Verhinderung von Bruchstellen mit Öl und Kleie eingerieben und wieder verwendet.

Inventarnummer
1995
Datierung
2005
Material
Fischblase, Holz, Plastik
Größe in cm
18,5x6x4
Zustand
sehr gut