französisches Bidet
Sitzen Sie gut?
Vor hundert Jahren entpuppte sich ein biederbürgerliches Sitzmöbel nicht selten als Vaginalspüler zwecks Verhütung. Hocker mit gepolsterter Damastbespannung, niedrige Tischchen mit kunstvollen Flechteinsätzen oder unverdächtige Beistellmöbel – unter der aufklappbaren Platte verbarg sich ein Porzellanbassin zum Auffangen der Spülflüssigkeit.
Bis zur Einführung der ‚Pille’ in den 1960er-Jahren war Verhütung noch Glückssache. Viele Methoden wurden entwickelt, wirklich sicher war keine. Das Konzept der Scheidenspülung leuchtet beim ersten Hinschauen ein: Wenn man die Spermien wegspülen könnte, während sie im weiblichen Genitaltrakt aufwärts schwimmen, ließe sich die Befruchtung verhindern. De facto sind sie aber schon längst beim Eierstock angekommen, während frau erst aus dem Bett springt, sich auf das Bassin setzt, den Schlauch mit (kaltem!) Wasser in ihre Scheide steckt und spült. Frauen müssten eben ihr angeborenes Kuschelbedürfnis überwinden, kommentierte ein zeitgenössischer Autor das häufige Versagen dieser Methode. Denn Kuscheln kostet wertvolle Zeit. Man darf hingegen wohlig seufzend liegen bleiben und in den Schlaf des Erschöpften fallen, denn ihm werden keine akrobatischen Übungen abverlangt.
In den 1970ern flackerte das Prinzip der Spülungen zur Notfallsverhütung noch einmal auf - diesmal nicht mit eleganten Sitzmöbeln sondern ganz trivial mit einer gut geschüttelten Cola-Flasche. Nicht zur Nachahmung empfohlen.