Schwangerschaftstests
„Die Schwangerschaftszeichen sind häufig so undeutlich oder schlecht zu interpretieren, dass man eine Frau fälschlich für schwanger hält. In anderen Fällen wird eine Schwangerschaft umgekehrt erst sehr spät erkannt. Nicht nur die Hebammen und die Frauen selbst irren sich, sondern auch die Ärzte wußten bis zum 18. Jahrhundert kaum über die körperlichen Anzeichen Bescheid.“
Nach Jacques Gélis: Die Geburt – Volksglaube, Rituale und Praktiken von 1500 bis 1900
Heute ist die entscheidende Frage, ob schwanger oder nicht, schnell beantwortet. Ein Harntest aus der Apotheke gibt sogar schon kurz vor der erwarteten Regelblutung die Auskunft in wenigen Minuten. Chemie machts möglich.
Bis in die 1970er Jahre war der Frosch ‚State of the Art’. Dieser biologische Indikator funktionierte beinahe so präzise wie die heute gebräuchlichen Tests, war aber wesentlich langsamer und arbeitsaufwändiger. Die biologischen Testverfahren basieren auf der Tatsache, dass das Schwangerschaftshormon hCG dem Hypophysenhormon LH sehr ähnlich ist, mit dem das Gehirn den Eisprung bzw. die Spermienproduktion steuert. Ist eine Frau schwanger, so findet sich im Harn eine große Menge an hCG. Dieses wirkt im Tier wie eine Überstimulation mit dem Sexualhormon LH und führt zu den beschriebenen Reaktionen.
Ab 1960 wurden die ersten immunologischen Testverfahren zur Bestimmung des Schwangerschaftshormons hCG durch eine biochemische Methode eingeführt; sie waren aber noch nicht sehr spezifisch, sodass es häufig zu falschen Resultaten kam. Um dies zu verhindern, musste die Frau bis 2 Wochen nach Ausbleiben der Regel mit dem Test warten, weil erst dann die hCG-Werte hoch genug für eindeutige Aussagen waren.
Ein entscheidender Durchbruch zur raschen und sicheren frühzeitigen Schwangerschaftsbestimmung gelang erst ab 1975 mit monoklonalen Antikörpern, weil damit erstmalig verlässlich zwischen dem Schwangerschaftshormon hCG und dem Hypophysenhormon LH unterschieden werden konnte.
Damit konnte dann endgültig auf die Verwendung lebender Tiere zum frühzeitigen Nachweis einer Schwangerschaft verzichtet werden.