Kulturgüter bewahren

Unsere Objekte kommen in mehr oder weniger gutem Gebrauchszustand in unsere Sammlung – produktionsneu sind sie nur ganz selten. Je nach Material, Alter und Verwendungszweck treten unterschiedliche Schäden auf: Gummiteile zerfallen, Kunststoff versprödet und bricht, Papier und Karton vergilben und reißen ein. Im Fall unserer speziellen Sammlungsthemen hat auch Wasser eine große Schadenswirkung: Verhütungsmittel sind durch ihre Verwendung oder Aufbewahrung häufig der Feuchtigkeit ausgesetzt. Als Folge davon verrotten und zerfallen Beihefte, Broschüren, Etiketten, Behälter aus Pappe, Karton, ggf. Holz.

 

Zu den Objekten für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch kommen Objekte von Forschern und Wissenschaftern, deren Vor- oder Nachlässe wir ebenfalls bewahren. Hier handelt es sich etwa um Prototypen, Modelle, Materialproben, Arbeitsprotokolle, Fotos, Zeitungsberichte, Sonderdrucke, Bücher, Dias und Filme, Instrumente, Plakate und vieles anderes mehr. Auch sie sind durch unterschiedliche Licht- und Lagerungsbedingungen mitunter recht fragil.

Die Stabilisierung und Konservierung unserer Sammlungsobjekte soll das Fortschreiten von Schäden verhindern. Schonende Klebungen und andere ‚Reparaturen’ stellen die Objekte wieder so weit her, dass Benutzer/Besucher sie ernsthaft als Zeugen vergangener Lebensumstände wahrnehmen statt sie als ‚altes Gerümpel’ ohne Relevanz abzutun.

Ein weiterer Grund für unsere Befassung mit Stabilisierung und Konservierung – mit Maßen auch Restaurierung – unserer Objekte ist der Umstand, dass sie vielfach ‚die Letzten ihrer Art’ sind. Kaum jemand bewahrt seine früher benützten Verhütungsmittel auf und von Eltern oder Großeltern ererbte Materialien werden so schnell wie möglich entsorgt. Weltweit haben nur sehr wenige Museen nennenswerte Bestände von Objekten unseres Sammlungsgebietes.

Einen speziellen Bereich innerhalb unserer Sammlung bilden Objekte in Zusammenhang mit österreichischer Forschung und Entwicklung. Durch glückliche Fügungen und intensive Recherchen konnten wir wesentliche Bestände aus dem Besitz des in St. Veit geborenen Frauenarztes Hermann Knaus (fruchtbare und unfruchtbare Tage im Zyklus der Frau), des Innsbrucker Hormonforscher Ludwig Haberlandt, des Wiener Gynäkologen Otfried Otto Fellner, aber auch Arbeitsunterlagen des Wiener Erfinders Adolf Schmid (Patent von 1931 für den genialen Rechenbehelf zur Bestimmung der fruchtbaren Tage) sowie viele wertvolle Österreichische Fachbücher, Broschüren etc. finden und sichern.

Entsprechend der kulturhistorischen und medizingeschichtlichen Bedeutung der Objekte beauftragen wir mit den Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten Absolventen und Professoren entsprechender Universitätseinrichtungen. Für ihre professionelle Arbeit und ihren sensiblen Umgang mit außergewöhnlichen Objekten danken wir Mag. Arno Beda Gehrer, Mag. Sigrid Eyb-Green, Univ.-Prof. Mag. Gerda Kaltenbruner, Mag. Bettina Sánchez Romero, Mag. Elisabeth Scheel (Foto), Mag. Breda Susa.

 

Die Restaurierberichte und Arbeitsfotos finden Sie bei den jeweiligen Objekten bzw. auf der nebenstehende Liste.