Darling

(Will)Kommen

[stöhnen]

Oh ja, und wie es drauf ankommt, wie wir kommen.
Manche laut, manche leise. Manche brauchen ewig, und man glaubt schon nicht mehr dran,
und dann passiert doch noch ein Wunder.
Stunden, ja, Stunden kann das Ganze dauern.
Manchmal geht’s mit speziellen Geräten leichter.

Andere haben das ruckzuck erledigt: Ein paar Mal laut werden, und schon geht die Post ab. Das funktioniert aber vor allem bei den Damen, die das nicht zum ersten Mal machen. Die ohne Vorerfahrung brauchen meistens ein bisschen länger, bis sie erstens mal die richtige Position gefunden haben, und zweitens dann auch so schön loslassen können. Weil die Entspannung ist wichtig; die ist sogar sehr wichtig. Also das Lockerlassen. Sonst geht da schon mal gar nix. Wenn man verkrampft, tut’s nur weh – das kann dir deine Mutter sagen.

Die Schnellen, die bewundere ich immer sehr. Das sind die, die meistens ganz bei sich sind – die sind auch selten leise. Ich hab mir die entsprechenden Filme angesehen, ich weiß das. 
Oft überrollt sie diese Kraft, und sie schlagen um sich, und nachher tut es ihnen vermutlich schrecklich leid, aber das ist nicht schlimm, sondern nötig.
Wenn plötzlich so viel Kraft in einem wächst, muss sie raus. 
Wenn man endlich die Kontrolle abgegeben hat, den Körper einfach machen lässt – dann bündelt sich alles, was die Natur sich so vorgestellt hat.
Dann tut er Dinge, von denen du nicht mal träumen konntest bislang; von denen du nicht mal wusstest, dass du das kannst. Aber du kannst. Und wie du kannst.

Förderlich kann übrigens auch die Beschäftigung mit den Nippeln sein – eh schon wissen, Oxytocinausschüttung und so. Ein bisschen streicheln, bisschen spielen, bisschen zwirbeln. Da geht’s dann erst richtig rund, dann geht das Kommen meistens leichter.
Weil: Hormone.
Hormone sind spitze. Oxytocin ist spitze – das kann echt was, das Zeug. Bindung. Weiblicher Orgasmus. Anti-Fremdgehen. Anti-Arschloch. Wehen.

[stöhnen]

Es gibt schon einige verschiedene Klänge, eigentlich. Also die Klänge der Euphorie, mein ich. Die Klänge harter Arbeit, quasi.

Da gibt’s so die tiefen, kehligen: [...]
Die, die am liebsten die Luft anhalten würden, dann aber doch irgendwann vokal explodieren: [...]
Oder die Staccato-Frauen: [...]
Oder die Hunde-Frauen: [...]
Oder die tugendhaften Mädchen: [...]
Oder eben die normalen Menschen: [...]

Wichtig ist außerdem, dass man mit den Fingern vorsichtig ist.
Mit denen sollte man generell mal anfangen, sonst weiß man ja gar nicht, woran man ist.
Eine Erkundungstour also.
Und es lebe das Gleitgel, vergiss das nicht – nicht in jeder Scheide wartet feucht, warm und finster auf dich. Manchmal nur warm und finster. Wenn du merkst, dass da nix rausrinnt – greif lieber gleich zur Tube.
Und Vorsicht wegen der Bakterien! Zerstör ihr nicht die Vaginalflora, ich warne dich! Immer schön sauber arbeiten, besonders, wenn du mal versehentlich an der falschen Türe geklopft haben solltest.

Es ist auch ganz spannend, welches Loch besser funktioniert. Die einen brauchen das obere, die anderen das untere, je nachdem. Ist vielleicht ein bisschen Geschmackssache. Und vielleicht ein bisschen Schicksal. Wie’s beliebt – solange wir dann letztlich beim Happy Ending ankommen.
Solange das Oxytocin fließt.
Solange die Liebe durch den Raum flirrt.
Solange die Stimmung die richtige ist.
Solange die Freude die Szenerie erhellt.
Solange man die Pausen genießen kann, um mit Elan die nächste Runde anzugehen.

[stöhnen]

Was mir immer wieder auffällt, ist die Rhythmik. Diese ganz besondere Rhythmik der Bewegung, wenn eine wirklich loslassen kann. Dann bewegt sie sich in ihrem ureigensten Rhythmus, meistens schaukelt das ganze Becken.
Aber auch da gibt’s wieder Unterschiede – die eine wackelt so richtig mit dem Arsch, bei der anderen spürst du eher so Vibrationen, wenn du ihr die Hände auf die Hüften legst.
Dann merkt sie langsam, wie es intensiver wird, wie es sich vom Unterleib ausgehend ausbreitet, sich zeitgleich nach oben und nach unten arbeitet, bis sie sich – falls sie gerade steht – kaum noch auf den Beinen halten kann und immer lauter wird.
Und dann, ganz am Ende, fürs Grande Finale, geht sie wahrscheinlich ins Hohlkreuz, egal, in welcher Position sie sich gerade befindet.
Wenn sie merkt, wie sich die Scheide füllt und die Intensität eigentlich schon nicht mehr auszuhalten ist.
Wenn sie kommt.
Wenn die Welt für einen Moment völlig vergessen ist, wenn nur noch zählt, dass sie kommt.

Und wenn sie dann ihren ersten, zornigen Schrei in die Welt brüllt, deine Tochter – dann wurde sie so liebevoll geboren, wie sie gezeugt worden ist.