Fanny Famos

 

Frauenarzt

Ich habe es mir im Kalender extra rot angestrichen: 20 Juli, 09 Uhr Frauenarzttermin.
Es war ein regelrechter Telefonmarathon einen Termin zu bekommen, der nicht erst in einem halben
Jahr oder später sein sollte.
Daher war ich erleichtert nach dem neunten Anruf endlich einen Termin bekommen zu haben und das sogar in drei Wochen! Jack Pot dachte ich mir…

Man muss dazu sagen, ich bin bei der Wahl meiner Frauenärztin schon ein wenig wählerisch, zumindest Versuche ich das.
Am Ende siegt dann meine Verzweiflung und ich nehme irgend eine Ärztin die noch einen freien
Termin hat.
Das dir wenigstens eine Person ab und zu in die Mumu schaut.
JA, ich sage Mumu zu meinem weiblichen Geschlechtsorgan und ja, zugegeben ich bin da vielleicht auch ein wenig altmodisch, den ich rede gerne offen über Penis, lecken, blasen, anal und solche Sachen, aber an meine Mumu, lass ich dann doch lieber eine Frau ran.
Ich weiß, dass klingt vielleicht für ein paar hier Anwesende etwas diskriminierend und das ihr mich jetzt bitte nicht falsch versteht - ich habe nichts gegen Männer.
Aber nur dann, wenn sie mit ihrem Penis und nicht mit einer überdimensional, großen, kalten,
metalernen Zange in meiner Mumu sind.
-So jetzt ist es raus-
Es liegt nicht daran, dass ich glaube, dass Männer schlechte Frauenärtze sind – hier geht's um mein
persönliches Empfinden als Frau.

Neulich sagte eine Freundin zu mir: „Also zu dem Frauenarzt, bei dem ich vor kurzem war, würde ich auch nicht mehr gehen. Der war mir einfach zu jung, da ist es mir schrecklich unangenehm vor ihm, nackt, mit gespreizten auf diesen unbequemen Stuhl zu sitzen… und dann hat er während der Untersuchung tatsächlich gesagt: „Mhhhh, das sieht aber gut aus, sie haben eine äußerst schöne Gebärmutter, wirklich schön. Selten so eine schöne Gebärmutter gesehen. Stört es sie, wenn ich mir
die ein wenig genauer ansehe?“

Ich meine Hallo, wo sind wir den hier im Raritäten Zoo?
„Ohh was sehen wir den hier? Kommen sie her meine Damen und Herren, so etwas schönes haben sie noch nie gesehen! 10 Euro und man darf es anfassen. Nur 10 Euro“

Egal, zurück zur Auswahl meiner Frauenärztin. Es verlangt jedenfalls ein systematisches und
geschicktes Vorgehen. Hat sie meine Krankenkasser – check, Bewertungen im Internet positiv –check, Bezirk in der Nähe – check und dann wird angerufen und angerufen und angerufen, bis sich
endlich eine Ärtzin erbarmt und ich einen Termin bekomme!

In Wahrheit stehen aber Frauenärztinnen ihren männlichen Kollegen um nichts nach.
Meine erste selbstorganisierte Frauenärztin zum Beispiel hat mir im Alter von 17 Jahren, auf meine Frage hin ob es den auch andere alternative Methoden zur Verhüttung, außer der Pille und Kondome gebe, geantwortet: „Ja Frau Famos, dass kann ich ihnen jetzt nicht direkt beantworten, dazu haben wir keine Zeit. Wenn sie das Thema Verhüttung wirklich interessiert, dann sollten sie sich einen extra Termin geben lassen! Das wäre dann 1. Stunde zu je 60 Euro und da können sie mich dann alles Fragen.“

Was heißt da „ob mich Verhüttung wirklich interessiert??“ Nein, nein kein Problem in der Zwischenzeit werde ich dann wohl einfach schwanger.
Wir unterbrechen für eine kurze Werbepause: Sie wollen schwanger werden? Kein Problem, kommen Sie doch vorbei und erhalten Sie ein kostenloses Gespräch dass Sie ausreichend darüber informiert, informationslos und jung schwanger zu werden. Für eine glückliche Zukunft bei Teeneger werden Mütter.

Schade eigentlich, dass man so ein wichtiges Thema im Internet bei netdoktor diskutieren muss.

Mein letzter Besuch, so vor einem Jahr, bei einer anderen Gynäkologin war dann auch nicht viel besser. Etwas älter aber doch noch nicht ganz senil, versuchte sie mir mit eiserner Hand das Ultraschallgerät in die Mumu zu schieben und auf mein leises schmerzverzerrtes Gesicht reagierte sie mit sichtlicher Gelassenheit und antwortete: „Also das kann ja jetzt wohl nicht so weh tun...“ Kurz habe ich mir überlegt ob ich ihr ins Gesicht spucken soll, fürchtete mich aber dann doch auf
ihre Reaktion, vor allem da sie noch immer mit einer Hand in meiner Mumu steckte.
Das ist halt das Risiko mit einer weiblichen Frauenärztin. Da hält sich die Zärtlichkeit und Empathie in Grenzen. Es mag zwar sein, dass wir das selbe Geschlechtsorgan haben: ABER hier gibt es kein Erbarmen – frei nach dem Motto:,,Geh bitte ich bin doch auch eine Frau, jetzt stell dich nicht so an!“

Während ich nach der Untersuchung wieder einmal versuche das Thema geschickt auf alternative, Hormon freie Verhüttungsmehtoden zu lenken, blickt sie kurz von ihrem Schreibtisch auf und sagt: „Da, ich verschreibe ihnen jetzt ein Mal den Verhüttungsring und bei nächsten Mal können wir ja darüber sprechen, wie es Ihnen damit so geht“.
Ich blicke sie kurz etwas irritiert an, weil ich mich ernsthaft Frage, was sie nicht an meiner Frage verstanden hat. Ich nicke, schüttelnd den Kopf während sie mich schon zur Türe hinaus begleitet.

Danke, das war's – next please - das nächste mal schaue ich mir lieber mit einem Spiegel selber in die Mumu und verschreibe mir danach eine Packung Fizzers, zur täglichen Einnahme! Davon habe ich nämlich mehr, als von so ein absurder Frauenarzttermin.

Ja und dann geht die Suche halt wieder von vorne los: Krankenkasser - check, Bewertungen im Internet - check, Termin – check...

Und so betrat am 20 Juli und 09 Uhr pünktlich und schwitzend die Praxis. Unentspannt und voller Erwartung rutschte ich auf dem Sessel im Vorzimmer hin und her, ein vertrautes Gefühl beschlich mich. „Frau Famos“, jetzt wird’s ernst – langsam erhebe ich mich aus meinen Sessel und steure auf das Ordinationszimmer zu. Mit einem herzlichen Händedruck werde ich begrüßt und die Ärztin fragt: „Na, wie geht es ihnen den jetzt so mit dem Verhütungsring?“

Scheisse – dass kann aber auch wieder einmal nur mir passieren!!! Ich probier's jetzt mit einem Mann!!!