Philipp Quell

Oben hoch im Himmelreich da herrscht streit
in sonst so heitrem Teich
Blitze schlagen nieder
die Stimmung ist allgemein zuwider
Nicht einmal des Himmels Vater
kontrolliert das balgende Geschwater
Scharfe Worte schnellen Pistolen gleich
Dritte nennen alles witzbefreit
Ein höchst prekäres Toben
nennen es wortschmale Philosophen
Doch am wenigsten zu lachen hat Gabriel
denn sein dunkler Bruder
klaute ihm das Luder

Luzifer stets bumsfidel
macht daraus auch keinen Hehl
Jo ich hab die alte richtig schön gebügelt
ach juckt mich doch nicht wenn Gabriel mir das verübelt
Allgemein hat Gabriel schon längst die Faxen dicke
riskiert der Lucifer doch immer nen großes Maul
ist sonst nichts als faul
Sein Horizont gleicht einem Bettvorleger
trotzdem kriegt er jeden heißen Feger

Daran das Problem;
Bei seinem Teufelsdreier
schaukelt Gabriel die Eier
dabei ist er doch so nett
die Kleidung stets adrett
die Wortwahl meist perfekt
Nur is halt nett nicht gut im Bett
ist er zwar Wunschschwiegersohn, doch scheint nicht zu wissen
der Schwanz ist nicht nur da zum Pissen

All das macht ihn sehr verzweifelt
denn glaubt man den Himmelsdamen
erobern die Herrn das Gestüt
die mit gar edlem Gemüt
um das Herz der cochette bemüht
Kurz der Himmelsprinz sei gesucht
gesittet und auch gut betucht
Ein Mann zu Ross mit blonder Mähne
liebt das Wasser und Schwäne
Ein sensibles Mannes Bild
um anderer Menschen Wohl gewillt
am besten ist noch wenn er’s Baby stillt

Doch verfolgt Gabriel seines Bruders Treiben
beginnt er an jenem Manifest zu zweifeln
Er ärgert sich und schreit ins himmelsreich
Der Typ ist gar nicht adrett
wohl eher fett und auch kokett
Sein größter Edelmut
ist wenn er es mal mit Tüte tut
Der hat wirklich keine schöne Fresse
trotzdem macht sich jede zur Maitresse

Schließlich fast Gabriel den Entschluss
dass er Macho werden muss
Am Rücken sind bald dunkle Flügel
Bewaffnet mit dem Credo
nichts ist größer als mein Ego
stellt er sich mit breiter Brust vis-a-vis
der Frauenwelt auf dem Weg zum Frauenheld
wie ein geiler Hahn öffnet er sein Flügelpaar
Reiht Plattitüde an Plattitüde
denkt die Machoattitüde öffnet ihm die Türe
bald hat er die Frauen zur Genüge

Nicht lang bis der neue Casanova
sieht die erst Beute auf nem Sofa
Zielgerichtet spricht er die Worte
Hey ist dein Vater Konditor weil du bist echt ne Torte
Die Dame braucht eine Minute um das zu verdauen
wählt dann die Option schleunigst abzuhauen
Er denkt sich:
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Ich werde heute schon was knallen

Zumal er ist nicht nur Sohn vom Himmelvater
sondern auch geübter Baggerfahrer
Also zögert er nicht lang
und baggert die nächste an
Diese strahlt zwar vor Arroganz
aber will er endlich Resonanz

EY Schnitte schon belegt
Was macht sie? Naja sie geht

So dachte er besser widerlich als wieder nicht
nur kriegt er wieder nicht nach was seine Lende zehrt
irgendwas macht er wohl verkehrt

Er schreit wutentbrannt
fragt sich warum ihm keiner sein Bemühen dankt

Wie Gabriel da steht traurig und resigniert
merkt er doch das er kapiert
Sein Umgang mit den Damen
endet nicht weniger in Dramen
in dem er andere kopiert
sondern seine eigene Begierde akzeptiert
Trotzdem ist er seinen Tränen nahe
glaubt allein zu bleiben bis ans Ende seiner Tage
Schon klar, dass dies ein Trugschluss ist
denn ein Engel der verendet nicht

Auf einmal erscheint aus dem nichts ein alt ausgedienter Himmelsbote
Auch er vermochte sich zu verbiegen
damit möglichst alle Frauen ihm erliegen
Sein Weg musste in einer Sackgasse enden
denn er konnte nur noch an Gefallen denken
das ist jetzt lange her
und die Zeiten waren wirklich schwer
Heute hat er einen neuen Blick und spricht zu Gabriel:

Anstatt an Normen zu scheitern
sollten wir uns lieber normlos erheitern
Sexualität als ein Teil von uns ansehen
und so einander entgegengehen
nur so wird wahre Emotion kreiert
nicht wenn man sein Empfinden restriktiert
sobald sich Schlagwörter wie Sexismus immer mehr in die Köpfe brennen
sollte man Männlichkeit erst recht als etwas natürliches benennen
Auch wenn man heute denkt Mann sein ist verkehrt
ist es eigentlich das was das andere Geschlecht begehrt