Bloß nicht ausprobieren

‚Wie werde ich nicht schwanger’ und ‚Wie werde ich reich’? Die meisten Ratschläge auf diese beiden Fragen haben etwas gemeinsam: Sie sind phantasievoll aber unsinnig.

Die Tipps zum Reichwerden kann man ja gefahrlos ausprobieren, die zur Verhütung sollte man lieber meiden. So gibt es die Idee, beim ersten Sex nicht schwanger werden zu können (falsch!), während der Stillperiode nach einer Geburt nicht schwanger zu werden (sehr unsichere Methode!) oder durch die Wahl der richtigen Stellung (Frau oben) eine Befruchtung zu vermeiden (ebenfalls falsch!).

Ammenmärchen wie diese gab es schon immer. Das folgende Zitat stammt von 1909: „Man hat durch verschiedene Modifikationen des Geschlechtsaktes die Befruchtung zu verhindern versucht. So empfahl man, gestützt auf den alten Glauben, dass aktive Beteiligung am Akte sowie Libido und Orgasmus Vorbedingungen der Empfängnis seien, ein mehr passives Verhalten des Weibes in coitu, eine Ablenkung der Seele und der Sinne vom Geschlechtsakte, nach Art des „Cong-Fou“ der Chinesen, die diesen Trick häufig während des Beischlafes anwenden.“ Wenn die Frau also keinen Spaß beim Sex hat oder währenddessen an etwas anderes denkt, würde sie nicht schwanger. Ganz falsch, wie der Autor weiter ausführt: „Diese Meinung ist trügerisch, da auch bei Fehlen jeder Aktivität und jedes Orgasmus überhaupt unter den verschiedensten Umständen Konzeption eintreten kann. Es handelt sich also um eine ganz unsichere Methode.“ (Iwan Bloch, Das Sexualleben unserer Zeit, 1909, Seite 764)

 

 

Bildquelle: Robert Jütte, Lust ohne Last. Geschichte der Empfängnisverhütung, München 2003