Damit das Kondom nicht hineinflutscht
Hauchdünne ‚gefühlsechte‘ Kondome sind ein Luxus unserer Zeit. Womit sich frühere Generationen behelfen mussten, war entweder dick oder teuer. Dicker Gummi, wenig flexibel und für Mann und Frau unbequem, oder teure Naturmembran, etwa die gereinigte Darmhaut von Lämmern oder die Schwimmblase von Fischen passender Größe (z.B. Wels, Stör). „Fischblasen sind den Gummis insofern vorzuziehen, als dieselben bedeutend haltbarer und feiner, also weniger fühlbar beim Gebrauch als Gummi sind und eine Gefühlsbeeinflussung fast vollständig ausgeschlossen ist.“ (Zitat aus dem Verkaufskatalog von Ed. Baumgartner, Luzern, 1908)
Das Risiko war jedoch groß, dass das Kondom seinen Halt verlor und sich nicht mehr herausziehen ließ. Diese Gefahr versuchte man dadurch zu bannen, dass am oberen Ende ein Bändchen oder ein Kautschukring befestigt wurde, der das Kondom dort festhalten sollte, wo es hingehörte.
Findige Köpfe tüftelten an der Optimierung derartiger Vorrichtungen: Festhalten ohne einzuengen. Einer von ihnen war der Leipziger Willibald Schaarschmidt, der im Jahre 1910 beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eine ‚Vorrichtung zum Festhalten des Fischblasenkondoms‘ anmeldete. Dabei handelte es sich um zwei ineinander schiebbare starre Ringe, die den Rand des Kondoms festhielten. „Das Material, aus dem die Ringe hergestellt werden, kann ein beliebiges sein. Zweckmäßig wird man den inneren Ring aus dünnem Metallblech machen, während der äußere ebenfalls aus Metallblech oder Hartgummi, Zelluloid usw. sein kann.“
Derartige Monstrositäten bleiben uns zum Glück heute erspart. Die Sicherheit gegen ungewollte Schwangerschaften ist allerdings nach wie vor nicht besonders hoch.