Die ersten Aufklärungsschriften mit dem Ziel der Geburtenbeschränkung
Nicht wenige Versuche zur Geburtenbeschränkung lassen uns Heutige den Kopf schütteln über so viel Unwissenheit. Eine große Zahl von Aufklärungsschriften aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchte die Unwissenheit zu verringern - oft mit viel Zivilcourage gegen die Bedrohung von Zensur und beruflichen Schwierigkeiten.
Das Büchlein 'Wie schütze ich mich vor starkem Familienzuwachs' aus dem Jahr 1912 bringt es auf den Punkt: "Es ist nicht richtig, die Menschen in geschlechtlichen Angelegenheiten im dunkeln wandeln zu lassen, denn manche Familien würden ohne Zweifel wirtschaftlich besser dastehen, wenn Vater und Mutter über geschlechtliche Angelegenheiten besser aufgeklärt wären. Hierzu gehört wohl hauptsächlich, wie man dem zu reichen Kindersegen entgegentreten kann. Aufklärung ist hier sehr am Platze."
"Der Arzt hat mich vor einer neuen Schwangerschaft gewarnt, weil ich sie nicht überleben würde, aber er sagt uns nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen", schrieb eine verzweifelte Frau an Maria Stopes, eine der großen Vorkämpferinnen der Schwangerschaftsverhütung.
'Sexuelle Abstinenz' scheint ein weit verbreiteter Rat gewesen zu sein - vor allem geäußert von jenen, die er aus welchen Gründen auch immer nicht (mehr) selbst betraf. Wie unlebbar dieser Rat ist, gesteht das oben erwähnte Büchlein von 1912 ein - auch wenn wir den Begründungen nicht mehr ganz folgen können: "Die gänzliche Verweigerung des geschlechtlichen Verkehrs dem männlichen Ehegatten gegenüber, um dadurch dem Kindersegen vorzubeugen, ist nicht nötig und auch nicht angängig, da hierdurch der männliche Gatte sehr leicht auf zweifelhafte Wege gedrängt werden kann und bei körperlich ungünstiger Veranlagung des männlichen Gatten wäre es auch unrecht, denn die Natur fordert auch bei dem letzteren seinen Lauf und die Onanie würde dessen Körper noch mehr ruinieren, da ein solcher Gatte einen anderen Weg zu betreten meistens nicht in der Lage sein würde."