Kyusaku Ogino und die Berechnung der (un)fruchtbaren Tage im Zyklus der Frau

Wer war eigentlich ‚Ogino’, dessen Name mit dem des Kärntners Hermann Knaus (1892-1970) gleichsam verschmolzen ist? Den beiden verdanken wir bekanntlich die Berechnung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus und eine unzuverlässige Verhütungsmethode.

Kyusaku Ogino (1882-1975) bemühte sich gleichzeitig mit Hermann Knaus – aber unabhängig von diesem – um Klärung der empfängnisbereiten Tage. Mit Hilfe des deutschen Missionspaters (!) Hubert Reinirkens wertete Ogino das deutschsprachige medizinische Schrifttum aus. Ruge, Fränkel, Schröder... sie alle rechneten vom ersten Tag der Regel nach vorn. Ogino drehte den Berechnungsmodus um und zählte vom ersten Tag der folgenden Regel zurück. Bei 65 Frauen mit sehr regelmäßigen Zyklen überprüfte er seine Theorie anhand einer histologischen Untersuchung der Eierstöcke. Am 20. Februar 1923 publizierte er eine vorläufige Arbeit im ‚Hokuetsu Medical Journal’.
Knaus stellte 1929 auf einem Gynäkologenkongress in Leipzig seine Erkenntnisse über die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus der Frau vor.

Die Berechnungen von Ogino und Knaus unterscheiden sich nur marginal:

Ogino
erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus - 18 Tage
letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus - 11 Tage

Knaus
erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus - 17 Tage
letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus - 13 Tage

Der 1. Tag des Zyklus ist der Beginn der Monatsblutung.

Die Methode hat auch den Spitznamen Katholiken-Roulette oder Römisches Roulette, da sie sehr unsicher ist, aber von Papst Pius XII. am 29. Oktober 1951 in einer Rede vor Mitgliedern des katholischen italienischen Hebammenverbandes als einzige Methode der Empfängnisverhütung für tolerabel und anwendbar erklärt wurde.