Scheidenspülungen vereinfachen

Eines der häufigsten Verhütungsmittel des 19. Jahrhunderts war die Scheidenspülung. Mit Hilfe von Wasser und Samen-abtötendem Zusätzen sollten unmittelbar nach dem Sex die Spermien aus dem weiblichen Genitaltrakt ausgespült werden. Die Anwendung war allerdings unbequem: Das Wasser war kalt und die Pritschelei im Bett oder im Waschraum war peinlich und lästig.

Zwei britische Erfinderinnen griffen zur Selbsthilfe und optimierten das Unvermeidliche. Um sich und ihren Geschlechtsgenossinnen die wenig rückenschonende Verwendung des Bidets zu ersparen, ließ Berta Chmielewsky eine Rückenstütze patentieren, die man sowohl in der Badewanne als auch im Bett verwenden kann:
Sie besteht aus einem mit Kattun überzogenen Holzrahmen, der leicht montiert und verstellt werden kann. Die Hüfte der Benutzerin ruht auf dem unteren Ende des Rahmens der Stütze, während ihre Beine ausgestreckt sind, sodass ihre Füße auf dem Wannenrand halt finden.

Diese Position ist nicht nur bequemer sondern erleichtert auch das Einführen des Irrigators. Die zurückfließende Flüssigkeit kommt weder mit der Benutzerin noch mit ihrer Kleidung in Kontakt, weshalb es unnötig ist sich für diese Prozedur ganz zu entkleiden. Nach der Vorstellung ihrer Erfinderin sorgt die Rückenstütze sogar „für ein Höchstmaß an Ungezwungenheit und Komfort“.
Chmielewskys Patentschrift umfasst eine genaue Beschreibung der Rückenstütze und ihrer Funktion, sowie zwei anschauliche Grafiken. Die erste Abbildung (Fig. 1) zeigt die Stütze selbst. Die zweite und dritte Abbildung (Fig. 2 und Fig. 3) führen vor, wie das Objekt in der Badewanne positioniert wird, und welche Lage die Benutzerin einnimmt.

Elizabeth Keswick entwickelte einen zweiteiligen Metallsockel bestehend aus Podest und Auffangbecken.
Anhand ihrer Skizze lässt sich das Prinzip der Erfindung leicht nachvollziehen: Die Benutzerin setzt sich auf den Sockel (B) und bringt diesen in die richtige Position, um sich die Spritzdüse (L) bis zum Ansatz (P) bequem in die Vagina einführen zu können. Im unteren Teil der Gerätschaft (A) wird die Ausspülflüssigkeit aufbereitet. Sie fließt durch das Ventil (D) in den Behälter (F). Das Pumpen des Gummiballs (Q) befördert das Wasser durch Schläuche (H und K) in die Düse (L). Durch Zusammendrücken des äußeren Schutzes (M) wird die Durchflussgeschwindigkeit geregelt. Nach der Ausspülung sammelt sich die Flüssigkeit im oberen Teil des Sitzes (J). Ein schräg eingezogener Boden (G) trennt die saubere Vorratslösung vom entstandenen Abwasser.

Um einen Irrigator oder einen ähnlichen Einspritzapparat benutzen zu können, muss man das untere Fach des Sockels lösen und es höher als den Sitz positionieren. Die Flüssigkeit kann optimal fließen und mit Hilfe eines Ventils kontrolliert werden. Die Griffe (R) erleichtern den Transport des Gerätes.
Keswick ließ sich ihre Erfindung ebenfalls 1904 patentieren. Der präzisen Erklärung zur Benutzung des Apparates wurden Skizzen beigefügt. Sie zeigen den Sitz von vorne, von der Seite und von oben. Das Modell wird ebenfalls im Querschnitt dargestellt. Durch die dreidimensionale Ansicht wird die Handhabung des Objektes noch einmal verdeutlicht.
Ob die beiden Erfindungen kommerziell erfolgreich waren, ist uns leider nicht bekannt.


Quellen:
• Geniale Frauen, Deborah Jaffé, Patmos-Verlag 2006
• Douche Back-rest or Bed, Britisches Patent Nr. 27.650, für Bertha Chmielewsky (Sherwinter)
• Improvements in or relating to Apparatus for use in connection with Enemas, or Irrigators, and the like Injectors, Britisches Patent Nr. 21.351, für Elizabeth Keswick



Susanne Krejsa, Claudia Grammer