Wie Frauen in der Antike verhüteten

Ägypten

Im berühmten ‚Papyrus Ebers’ finden sich einige Rezepte, die auch Empfängnis verhütende Substanzen enthalten, beispielsweise nach dem Akt einen heißen Trunk aus süßem Bier, Sellerie und Öl.
Nach dem noch älteren ‚Papyrus Kahun’ soll sich Krokodildung als Verhütungsmittel gut eignen: Der zerstoßene Kot wird in gegorenen Pflanzenschleim getaucht und in die Scheide eingeführt. Heute wissen wir, dass Inhaltsstoffe des Kotes das chemische Scheidenmilieu verändern und so die Beweglichkeit der Spermien blockieren.


Griechenland und Rom

Frauen der römischen und griechischen Antike versuchten Schwangerschaften mittels Koitusposition, Amuletten, Arzneimitteln und Zeitplanung zu verhindern.

Eine gebräuchliche empfängnisverhütende Möglichkeit war der Analverkehr, weil das Sperma nicht in die Gebärmutter gelangen kann. Auch der Coitus interruptus wurde praktiziert. Eine weitere Empfehlung riet der Frau dazu, den Samen durch heftiges Auf- und Abspringen nach dem Geschlechtsakt wieder aus dem Uterus zu befördern. Ferner sollte die Frau im Augenblick des Samenergusses den Atem anhalten, sich sich umgehend nieder hocken, niesen, ihre Vagina reinigen und etwas Kaltes trinken.

Amulette und Beschwörungsformeln sollten vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen: Die Glücksbringer wurden während des Aktes um den Hals oder Oberschenkel getragen. Nach anderen Ratschlägen band man sich ein Behältnis mit Katzenleber um den linken Fuß und ein Elfenbeingefäß mit Löwenuterus an eine andere Stelle des Körpers.

Weit verbreitet war der Einsatz von kontrazeptiver Substanzen: Schwämmchen oder ein Wollbausch wurden mit ihnen getränkt und in die Scheide eingeführt. Am beliebtesten waren Granatapfelkerne, Ingwer und andere Pflanzenwurzeln, Olivenöl, Honig, Essig, Salzlake, Alaun und diverse Harze. Sie konnten die Säuren-Basen Ausgewogenheit in Scheide und Gebärmutter so beeinflussen, dass die Spermien auf ungünstige Aufnahmebedingungen trafen. Außerdem benutzte man schon Pessare, die mit einem Honiggemisch eingerieben wurden und den äußeren Muttermund ringförmig umschlossen. Wer ein in Wasser aufgelöstes Konzentrat aus Kupfererz oder Sadebaum trank, sollte für ein ganzes Jahr vor Empfängnis geschützt sein.

Diese Methoden wurden nicht nur von Prostituierten verwendet, für die ein Kind einen Verdienstausfall bedeutet hätte. Auch verheiratete Frauen wollten verhüten, besonders solche aus der ärmeren Bevölkerungsschicht. Sie fragten meist ihre weiblichen Verwandte oder Freundinnen um Rat, eher selten einen Arzt.

Erst im 4. Jhd. n. Chr. empfahl erstmals ein griechischer Arzt den Männern chemische Substanzen anzuwenden, um eine Empfängnis zu vermeiden. Sie sollten ihr Glied vor dem Beischlaf mit dem Saft des Hahnenkopfes oder mit einer Mischung aus Granatapfelsaft mit Essig oder Alaun bestreichen.


Nach: '100.000 Jahre Sex, Über Liebe, Fruchtbarkeit und Wollust – Eine Ausstellung';
Bernard Asbell 'Die Pille’