Paula Rego: Bilder für das Frauenrecht auf Selbstbestimmung
Eine der bekanntesten Aktivistinnen im Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches in Portugal war die portugiesisch-britische Malerin Paula Figueiroa Rego (26.1.1935 - 8.6.2022). Sie schuf 1998 eine Serie namens Untitled, die später den Zusatz The Abortion Pastels erhielt.
Rego reagierte damit auf ein im selben Jahr stattfindendes Referendum, durch das die Abtreibungsgesetze gelockert werden sollten, das aber in ihren Augen zu wenig Zuspruch bekam (und mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde). Jedes der Bilder zeigt eine Frau kurz vor oder nach einer verbotenen Abtreibung. Rego verarbeitete darin ihre eigenen Erfahrungen, sowie die von Freundinnen und Bekannten. Die un-idealisierten Darstellungen verdeutlichen die Tatsache, dass Schwangerschaftsabbrüche Teil der Realität sind, ob legal oder illegal. Die Frauen werden in den Bildern jedoch nicht als Opfer dargestellt, sondern blicken den Betrachtenden direkt ins Gesicht. Ihre Emotionen werden nicht offensichtlich dargestellt, wodurch sie unheimlich stark wirken.[1]
In einem Interview mit der Zeitung The Guardian sagte die Malerin dazu: „Meine Bilder unterstreichen die Furcht, die Angst und die Schmerzen einer illegalen Abtreibung, zu der verzweifelte Frauen immer Zuflucht genommen haben. Es ist ganz falsch, Frauen zusätzlich noch zu kriminalisieren. Wenn Abtreibungen illegal sind, zwingt man Frauen zu gefährlichen Back-Street-Abortions.“
Tatsächlich kam es in Portugal erst im Jahr 2007 zur heute gültigen Regelung, wonach der freiwillige Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten zehn Wochen legal ist. Seit 1984 waren Abtreibungen zumindest dann erlaubt, wenn das Leben bzw. die psychische Verfassung der Mutter gefährdet war (bis zur 12. Woche), im Falle einer Vergewaltigung (bis zur 16. Woche), oder wenn das zu gebärende Kind eine Deformation besitzen bzw. an einer unheilbaren Krankheit leiden würde (bis zur 24. Woche). Damalige Schätzzahlen sprachen von jährlich rund 20.000 illegalen Abtreibungen.
Portugal hat rund 10 Mio Einwohner, 52,4 Prozent davon sind Frauen. 94,4 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter benützen Verhütungsmittel, die bereits seit 1976 durch das nationale Gesundheitswesen gratis an jede Bewohnerin Portugals abgegeben werden – unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem rechtlichen Status und ihrem Alter. Seit 2008 ist Sexualkundeunterricht ein Pflichtfach in der Schule. Dadurch ist beispielsweise die Zahl der Teenagerschwangerschaften deutlich zurückgegangen: Von 26 pro tausend (im Jahr 1960) auf 6 pro tausend.
Im Jahr 2021 zeigte die britische Tate Gallery eine Gesamtschau von Paula Regos Werken. Begleitend wurde ein Podcast über ihre Arbeiten zum Thema Körper, Selbstbestimmung und Abtreibungsrecht produziert (englisch): https://www.tate.org.uk/art/artists/paula-rego-1823/art-body
Für ihr Werk und ihr Engagement erhielt Rego eine Vielzahl von Auszeichnungen, u.a. wurde sie im Jahr 2010 als Dame Commander des Order of the British Empire geadelt und der 1991 entdeckte Asteroid 6015 wurde nach ihr benannt.
Für Informationen danken wir Dr. Teresa Bombas, Director at The European Society of Contraception and Reproductive Health.