Publius Ovidius Naso (43 v. Chr. - 17 oder 18 n. Chr.): Liebesgedichte, Zweites Buch, Nr. 13

Weil sie zu rütteln gewagt an der lastenden Frucht ihres Leibes, 

Liegt nun Corinna und schwebt krank zwischen Leben und Tod. 

 

Heimlich vor mir und allein unternahm sie das schreckliche Wagnis, 

Zorn verdient sie, doch weicht Zorn vor Besorgnis und Angst. 

 

Dabei empfing, was sie trägt, sie von mir, oder wenigstens glaub ichs,

Was sein kann, das besteht, mein ich, als wäre es wahr -

 

Isis, die du bewohnst Paraetonium und in Canopus

Satte Gefilde beherrschst, Memphis und Pharos im Hain, 

 

Herrschst, wo der reißende Nil im breiteren Bett sich ergießend

Siebengeteilt seine Flut schickt durch die Sunde ins Meer -

 

Bei deiner Klapper erfleh ichs, beim Rachen des hehren Anubis 

(Möge erscheinen dir fromm stets dein Osiris im Dienst,

 

Möge um deinen Altar dir träg sich ringeln die Schlange,

Mög als Gefährten im Zug schreiten dir Apis der Stier);

 

Zu ihr lenke den Blick! Schon sie, so schonst du uns beide;

Das du der Herrin geschenkt, schenkt sie, das Leben, dann mir.

 

Oft hat bei deinem Altar sie opfernd gesessen am Festtag,

Wo die phrygische Schar blutig den Lorbeer dir färbt. 

 

Und Ilithyia, sei du, die erbarmend beisteht den Frauen

In ihren Wehn, wenn im Leib säumt die verborgene Last,

 

Sei du gnädig geneigt und gewähr meine innige Bitte!

Laß sie verdanken das Licht deinem Geheiß! Sie verdients. 

 

Selber in reinem Gewand dem Altar geb ich qualmenden Weihrauch,

Lege dir selber, wie gelobt, vor deinen Fuß das Geschenk,

 

Setze als Aufschrift darauf: "Von Ovid für die Rettung Corinnas" - 

Gib dem Geschenk nur, dem Spruch gib du Erfüllung und Sinn!

 

Doch wenn in all dieser Angst ein mahnendes Wort nicht verwehrt ist: 

Einmal so blutige Not sei dir für immer genug!