Richard Yates: Zeiten des Aufruhrs (2006)
In der Küche holte sie ihren größten Kochtopf hervor, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf. Dann besorgte sie sich im Keller aus Kisten die anderen notwendigen Utensilien: die Zange, die sie einst beim Abkochen von Babymilchflaschen benutzt hatte, und die blaue Pappschachtel, in der die beiden Teile der Spritze lagen, der Gummikolben und die lange Plastikspitze. Sie beförderte diese Gegenstände in den Kochtopf, der bereits zu dampfen begann.
Sie richtete sich im Badezimmer einen Vorrat frischer Handtücher, schrieb die Nummer der Klinik auf einen Zettel und legte ihn neben das Telefon; als sie diese Vorbereitungen getroffen hatte, sprudelte das kochende Wasser schon. Es brachte den Topfdeckel zum Wackeln und die Spritze zum Rollen, so daß sie immer wieder an die Innenseite stieß.
Es war neun Uhr dreißig. In zehn Minuten würde sie den Herd ausschalten, dann würde es noch eine Weile dauern, bis das Wasser abgekühlt war. Im Moment blieb ihr nichts weiter übrig, als zu warten.
"Hast du dir das auch genau überlegt, April? Tu nie etwas, bevor du's dir -"
Aber sie brauchte keine Ratschläge und Belehrungen mehr. Sie war ganz ruhig und gelassen, denn sie wußte, was sie immer gewußt hatte und was ihr weder ihre Eltern noch Tante Claire noch Frank oder sonst jemand hatten beibringen müssen: Wenn man etwas ganz und gar Angemessenes, Richtiges tun wollte, dann mußte man es alleine tun.