1895: Minnie Dean

Minnie Dean, Minnie Dean, she's gonna ge'cha

And take you away on the afternoon train.

Oh, you'd better be good or Minnie Dean's gonna ge'cha

And you'll never, ever be heard of again.

(The Ballad of Minnie Dean von Helen Henderson)

 

Wer ist Minnie Dean, diese Frauengestalt aus der neuseeländischen Folklore? Als schottische Immigrantin kam sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Neuseeland. Dort lebte sie unter einfachsten Verhältnissen und verdiente sich ihren Lebensunterhalt, indem sie ungewollte Kinder bei sich aufnahm.

Und ungewollte Kinder gab es im viktorianischen Neuseeland genug. Denn uneheliche Kinder beleidigten die Moral und drängten dadurch unverheiratete Mütter an den Rand der Gesellschaft. Aus dieser Not entwickelte sich das so genannte‚Baby Farming’: Die Unterbringung unehelicher Kinder.

Auch Minnie Dean nahm uneheliche Kinder bei sich auf. Doch als zwei Säuglinge in ihrer Obhut starben - was in Zeiten hoher Kindersterblichkeit eigentlich nicht ungewöhnlich war - begann die Polizei, sie zu beobachten. Zum Verhängnis wurde ihr schließlich eine Zugfahrt im Jahr 1895: Sie hatte den Zug mit einem Säugling und einer Hutschachtel bestiegen, ihn aber ohne Baby nur mit der Hutschachtel verlassen. Der tote Säugling lag in der Hutschachtel. Die Polizei fand schließlich in ihrem Garten drei weitere Kinderleichen: Ein Säugling war erstickt, ein weiterer an einer Überdosis Beruhigungsmittel gestorben. Ob es sich um Unfälle oder Mord handelte, lässt sich heute nicht mehr beantworten.

Minnie Dean wurde in einem aufsehenerregenden Prozess zum Tode verurteilt, das Urteil am 12. August 1895 vollstreckt. Während des Prozesses wurden an Schaulustige winzige Hutschachteln mit kleinen Püppchen verkauft.

Minnie Dean ist die einzige Frau in Neuseelands Geschichte, die hingerichtet wurde. In ihrem Fall entlud sich die bigotte viktorianische Moral, die vor dem eigentlichen Problem der unehelichen Kinder die Augen verschloss.

Die Figur der Minnie Dean zog als legendäre Gestalt und Kinderschreck in die neuseeländische Folklore ein.

 

Bildquellen: www.nzhistory.net.nz, www.teara.govt.nz